Cases de sa Coma

In sa Coma erheben sich die cases de sa Coma (Häuser von sa Coma) (39.580049, 3.380108) etwa 85 Meter südöstlich der carrer dels Baladres. Sie stehen im südwestlichen Gebiet der punta de n’Amer, die zwischen sa Coma und Cala Millor ins Meer hinausragt.

Die Gebäude stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Das Anwesen diente nicht nur dem Ackerbau und der Viehzucht. Es unterhielt von 1895 bis 1925 vielmehr auch eine Molkerei, in der Kondensmilch produziert und in Blechdosen abgefüllt wurde; der Schornstein der Anlage ist noch bis heute weithin zu sehen.

Cases de sa Coma – Südliche Ansicht – 2024

Am 17. Juli 1936 löste General Francisco Franco Bahamonde (*1892 bis 1975) den Spanischen Bürgerkrieg aus, indem er sich in Spanisch-Marokko mit den ihm unterstellten Truppen gegen die (Zweite) Spanische Republik erhob. Bereits am 18. Juli 1936 trug Franco den Staatsstreich nach Spanien, in dem die nationalen Franquisten und die demokratischen Republikaner einen blutigen Kampf um die Macht in den Städten und Regionen führten. Nachdem der republikanische Widerstand zusammengebrochen war, erklärte Franco am 1. April 1939 die siegreiche Beendigung des Spanischen Bürgerkriegs, auf den seine bis zum 20. November 1975 andauernde Diktatur folgte.

Nachdem Mallorca schon am 19. Juli 1936 von den Franquisten übernommen worden war, führten die Republikaner, die sich bis zum 9. Februar 1939 auf Menorca halten konnten, mehrfach Angriffe gegen die Insel, die ihren Höhepunkt in der desembarcament (Schlacht) de Mallorca hatten. Ohne eine Abstimmung mit Hauptmann Alberto Bayo Giroud (*1892 bis 1967), der am 2. August 1936 das Kommando über die auf Menorca stationierten Invasionstruppen der Republikaner übernommen hatte, setzte die Federación Anarquista Ibérica (Iberische Anarchistische Föderation) am Morgen des 16. August 1936 etwa vierhundert Milizionäre in der cala Anguila ab, die zwischen dem heutigen Cala Mendia und dem heutigen Porto Cristo Novo gelegen ist. Mit den ihm unterstellten Streitkräften, die etwa achttausend Soldaten umfassten, griff auch Bayo am Morgen des 16. August 1936 an der punta de n’Amer an. In Schauder erregenden Kämpfen, die mit Grausamkeit und ohne Erbarmen geführt wurden, standen sich die republikanischen Angreifer und die franquistischen Verteidiger auf dem Küstenstreifen von Porto Cristo über Son Carrió und Son Servera bis Cala Millor gegenüber. Obwohl die republikanischen Einheiten schwere Verluste erlitten, zogen sie sich mit etwa dreitausend Soldaten erst in der Nacht vom 3. auf den 4. September 1936 zurück, nachdem ihnen sowohl der republikanische Regierungspräsident und Kriegsminister Francisco Largo Caballero (1936 bis 1937) als auch der republikanische Marine- und Luftwaffenminister Indalecio Prieto Tuero (1936 bis 1937) die weitere Unterstützung versagt hatten.

Im frühen Morgengrauen des 16. August 1936 schlugen die ersten Granaten der republikanischen Kriegsschiffe, die sich der punta de n’Amer während der Nacht genähert hatten, auch in den cases de sa Coma ein. Ein Geschoss, angeblich die erste auf Mallorca abgeschossene Granate, schlug in der Wand des Schlafzimmers des Verwalters Miquel Adrover ein und verwüstete das Zimmer; an der Außenwand ist rechts oberhalb des kleinen Fensters bis heute die ausgebesserte Stelle des Granatentreffers zu erkennen. Die an der Wand aufgestellte Kommode, in der Adrover die Löhne für die Arbeiter versteckt hatte, war nicht nur vollständig zerschlagen, vielmehr waren auch die Geldscheine und -münzen in den Trümmern nicht mehr auffindbar. Offensichtlich waren die republikanischen Milizionäre, die das Haus durchsucht hatten, fündig geworden und hatten das Geld an sich genommen.

Sofort nach der geglückten Landung auf der Insel richtete Bayo sein Hauptquartier und sein Lazarett in den cases de sa Coma ein; seine Nächte verbrachte er in der nahe gelegenen Windmühle des Anwesens. Die Bewohner des Gehöfts durften zwar weiterhin in den Gebäuden verbleiben, sie mussten den Republikanern aber in jeder Hinsicht zur Verfügung stehen, die das Besitztum als ihre Kriegsbeute betrachteten.

Die republikanischen Kämpfer, die auch von anarchistischen Ideen geprägt waren, lebten ihre Ablehnung der römisch-katholischen Kirche auf dem Anwesen aus. Sie zerstörten die christlichen Symbole, insbesondere auch ein Bildnis des Heiligsten Herzens Jesu, das in der römisch-katholischen Lehre als die Quelle der Sakramente der Kirche angesehen wird.

Schon bald trafen die ersten Verwundeten auf dem Besitztum ein, die von den Kämpfen im Landesinneren an die Küste zurückgeführt worden waren. Die Gebäude, insbesondere die Eingangshalle des Herrenhauses, wurden mit Etagenbetten belegt, in denen die verletzten Milizionäre untergebracht wurden.

Zur Versorgung seiner Kämpfer hatte Bayo zunächst die etwa zweihundert Schafe schlachten lassen, die auf dem Gehöft zur Gewinnung von Wolle gehalten worden waren. Nachdem die Schafe vollständig verzehrt worden waren, ordnete Bayo auch die Schlachtung der dreizehn Kühe an, der sich Adrover aber sowohl energisch und unnachgiebig als auch erfolgreich entgegenstellte.