Rom – Der Spiegel der Jahrtausende

Eine „sagenhafte“ Gründung

Die römische Mythologie führt die Gründung Roms (41.894515 N, 12.492584 O) auf die Sage von Romulus und Remus zurück. Die Sage wird zwar von den Geschichtsschreibern Dionysios von Halikarnassos (*54 v. Chr. bis 8) und Plutarch (*45 bis 125) in ihren Einzelheiten unterschiedlich geschildert. Doch geben beide Autoren im Wesentlichen die gleichen Geschehnisse wieder, die 753 v. Chr. zur Gründung der Stadt geführt haben sollen:

Die Region, in der das heutige Rom liegt, wurde von Numitor Silvius beherrscht, der in Rhea Silvia eine Tochter hatte. Von Amulius Silvius, seinem Bruder, wurde Numitor jedoch entmachtet und vom Thron gestürzt. Um eine Gefährdung des Throns durch Nachfahren aus der Familie des Numitor auszuschließen, veranlasste Amulius die Weihung der Rhea zur Vestalin (Priesterin).

Gleichwohl wurde Rhea mit den Zwillingen Romulus und Remus schwanger. Der römische Gott Mārs (Krieg) war auf die Erde herabgestiegen und hatte Rhea geschändet.

Wölfin stillt Romulus und Remus – Piazza del Vinimale – 2013

Nach ihrer Geburt wurden die Zwillinge auf Befehl des Amulius in einem Weidenkorb auf dem Tiber ausgesetzt und dem Tod überantwortet. Der Weidenkorb strandete jedoch nicht nur, vielmehr wurde er auch von einer Wölfin gefunden, die Romulus und Remus kein Leid antat. Die Wölfin gewährte den Zwillingen stattdessen ihre Zitzen und säugte sie, während ein Specht zusätzliche Nahrung für Romulus und Remus herbeischaffte.

Von Faustulus, dem Schweinehirten des Amulius, wurden die Zwillinge schließlich in der Höhle der Wölfin aufgefunden. Er nahm Romulus und Remus als seine Söhne zu sich und zog sie ebenfalls zu Schweinehirten heran.

Während Romulus und Remus ihrer Arbeit nachgingen, gerieten sie mit den Schweinehirten des Numitor in Streit. Den Streit konnten sie zwar zunächst für sich entscheiden, doch sinnten ihre Widersacher auf Vergeltung. Während Romulus den Göttern ein Opfer darbrachte, wurde Remus von ihnen gefangen genommen und zu Numitor verbracht. Im weiteren Verlauf der Geschehnisse erfuhren die Zwillinge nicht nur von ihrer Abstammung, sondern auch von der Unrechtstat des Amulius. Gemeinsam mit Numitor nahmen Romulus und Remus den Kampf gegen Amulius auf, der schließlich entthront und getötet wurde. Als Dank für ihre Unterstützung gewährte Numitor den Zwillingen das Recht, auf dem Palatin eine Stadt zu gründen.

Über den Namen der Stadt gerieten Romulus und Remus so sehr in Streit, dass sie durch ein Orakel den Bauherrn und damit den Namensgeber der Stadt bestimmen ließen. Obwohl Romulus als Sieger aus dem Orakel hervorging, neidete ihm Remus weiterhin das Recht, den Namen der Stadt zu bestimmen. Nachdem Romulus mit der Errichtung der Stadtmauer begonnen hatte, wurde er von Remus nicht nur wegen der zunächst geringen Höhe der Stadtmauer verspottet. Vielmehr sprang Remus auch über die niedrige Begrenzung hinweg, obgleich dies eine schwere Verletzung der als heilig anzusehenden Stadtmauer war. Über die Schandtat des Remus völlig aufgebracht, erschlug Romulus seinen Bruder mit den Worten: „So möge es jedem ergehen, der über meine Mauern springt“.

Könige herrschen über die Stadt (715 bis 509 v. Chr.)

Rom ist um 800 v. Chr. durch die Vereinigung von latinischen und sabinischen Dörfern entstanden. Auf dem Palatin sind Siedlungsreste ausgegraben worden, die um 1000 v. Chr. errichtet worden waren.

Die vereinigten Dörfer wurden zwischen dem Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. und der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. von den Etruskern besetzt. Sie errichteten in der Stadt ein Königtum, in dem sich bereits die Stände der Patrizier (Adelige) und der Plebejer (Freie, aber rechtlose Bürger) bildeten.

Monumento nazionale a Vittorio Emanuele II – Nordwestlicher Blick – 2013

Die Etrusker gaben der Stadt den Namen „Roma“, dessen Bedeutung bis heute ungeklärt ist. Die Geschichtsforschung vertritt zwar überwiegend die Auffassung, dass die Bezeichnung auf das etruskische Geschlecht der Ruma zurückgeht. Sie ist vereinzelt aber auch der Meinung, dass sich der Name von dem Begriff „stroma“ ableitet und auf eine Stadt am Fluss hindeutet.

Die etruskischen Könige gewährten den Patriziern in dem von ihnen gebildeten Senat zwar eine beratende Funktion, doch verfügten die Patrizier über keine Initiativ- oder Vetorechte. Der völlige Ausschluss der Patrizier von der Innen- und Außenpolitik des Königtums stand in einem schweren Widerspruch zu ihren Aufgaben im Gemeinwesen. So besaßen die Patrizier nicht nur große Reichtümer, vielmehr stellten sie auch die Reiterei der dem König unterstellten Armee; die Plebejer waren als Fußsoldaten verpflichtet. Gerade vor dem Hintergrund dieser Gegebenheiten entwickelten die Patrizier schnell ein derartig großes Selbstbewusstsein, dass sie immer wieder gegen die etruskische Fremdherrschaft opponierten.

Während Romulus nach der Mythologie der erste König von Rom gewesen sein soll, wird der römische König Numa (715 v. Chr. bis 672 v. Chr.) von der Geschichtsforschung als der erste bekannte König von Rom benannt. Als letzter König von Rom wird der römische König Tarquinius Superbus (534 v. Chr. bis 509 v. Chr.) von der Geschichtsforschung angegeben, der wegen seines tyrannischen Regimes aus der Stadt verbannt wurde.

Die Zeit der Republik (475 bis 27 v. Chr.)

Die Macht der Etrusker über Rom wurde nicht nur von den innenpolitischen Bestrebungen nach einem selbstständigen Gemeinwesen belastet. Die Etrusker mussten vielmehr auch ihre außenpolitische Vormachtstellung im Mittelmeer, insbesondere gegenüber den Griechen, behaupten. In der Seeschlacht von Kyme, die 474 v. Chr. nordwestlich des heutigen Neapels ausgetragen wurde, brachte Hieron I, der Tyrann von Syrakus (478 bis 467/466 v. Chr.), den Etruskern, die sich der vereinigten Flotten von Syrakus und Kyme nicht erwehren konnten, eine schwere Niederlage bei. Diese Gelegenheit nutzten die Patrizier, um sich von den Etruskern zu lösen und um 475 v. Chr. in Rom eine im Wesentlichen vom Senat bestimmte Republik zu errichten.

Während der republikanischen Zeit bestand zunächst keine geschriebene Verfassung des römischen Gemeinwesens, vielmehr entwickelte sich das Regierungssystem erst im Laufe der Jahrhunderte. Dabei bildeten sich insbesondere fünf Grundsätze heraus, die die Verfassung der Römischen Republik prägten: (1) Alle Staatsämter durften nur für ein Jahr ausgeübt werden (Annuitätsprinzip). (2) Kein Amtsträger durfte die Ausübung eines Staatsamtes unmittelbar an ein anderes Staatsamt anschließen (Kontinuationsverbot). (3) Zwischen der Ausübung von zwei Staatsämtern musste ein Zeitraum von zwei Jahren liegen (Bienniatsprinzip). (4) Jeder Amtsträger, der ein Staatsamt ausüben wollte, musste zunächst das nächstniedrige Staatsamt innegehabt haben. (5) Alle Staatsämter wurden von mindestens zwei Amtsträgern ausgeübt, die sich gegenseitig kontrollierten (Kollegialitätsprinzip). Ihre Kontrolle erfuhren die Staatsämter vom Senat, dem die Patrizier kraft ihrer Geburt auf Lebenszeit angehörten, und von den Volksversammlungen, in die die Plebejer die von ihnen gewählten Vertreter entsandten.

Monumento nazionale a Vittorio Emanuele II – Südöstlicher Blick – 2013

Obwohl die Stände der Patrizier und der Plebejer stets um ihren Einfluss in der Republik rangen, nahm Rom bereits kurze Zeit nach der Entmachtung der Etrusker eine Expansionspolitik auf. Zunächst war die Expansion allein von der Verteidigung der Stadt bestimmt, die durch eine Ausweitung des Kontrollbereichs geschützt werden sollte. In der Schlacht an der Allia, die 390 oder 387 v. Chr. an dem Nebenfluss des Tibers geschlagen wurde, errangen die keltischen Senonen aber einen derartig überragenden Sieg über die römischen Legionen, dass sie Rom plündern konnten. Der Geschichtsschreiber Titus Livius (*59 v. Chr. bis 17) gab dem Tag der Schlacht an der Allia später den Namen „dies ater (Schwarzer Tag)“, der bis heute als Mahnung für einen Tag verklärt ist, an dem ein denkwürdiges Unglück geschah oder geschehen könnte. Die erlittene Niederlage führte sodann zu einer vom Angriff geprägten Expansion, die kämpferische Konflikte möglichst weit von Rom fernhalten sollte. Seine Expansion, bei der die Schwächen des Gegners erfasst und ausgenutzt wurden, betrieb Rom stets sehr flexibel: Zum Teil handelte Rom völlig gnadenlos, indem es alle Besitztümer plünderte und ganze Stämme versklavte. Zum Teil gab sich Rom sehr milde, indem es annehmbare Bündnisse schloss.

Nach 340 v. Chr. brachte Rom in den Latinerkriegen das heutige Norditalien unter seine Kontrolle, während es nach 280 v. Chr. im Tarentinischen Krieg das heutige Süditalien, das dem griechischen Einflussbereich unterlag, eroberte. Von 264 bis 146 v. Chr. führte Rom die drei Punischen Kriege, in denen es die Karthager besiegte und deren Einflussgebiete im nördlichen Afrika und im heutigen Spanien übernahm. Nach 229 v. Chr. dehnte Rom seine Macht in den Illyrischen Kriegen im östlichen Mittelmeer aus, bevor es 168 v. Chr. nach den beiden Makedonischen Kriegen das heutige Griechenland in das Römische Reich eingliederte. Nach 58 v. Chr. führte Rom den Gallischen Krieg, in dem es das heutige Frankreich und das heutige England eroberte. Nach der 30 v. Chr. erfolgten Eingliederung des heutigen Ägyptens erreichte das Römische Reich unter dem römischen Kaiser Traianus (97/98 bis 117) seine größte Ausdehnung.

Ihr Aufstieg zur Weltmacht brachte die Republik an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Die zahlreichen Kriege und die umfangreiche Verwaltung der Provinzen führten zu schwerwiegenden Verwerfungen innerhalb des Gemeinwesens, denen von der Republik nur schwer entgegengetreten werden konnte. Die Militärverfassung, nach der jeder Bürger der Republik auf eigene Kosten zum Kriegsdienst verpflichtet war, führte zur Verarmung der Bauern und zur Bildung von Großgütern, die im Eigentum weniger „Geldadeliger“ standen. Die Korruption in den Provinzen nahm ein derartig schweres Maß an, dass sich die Bewerber im Wahlkampf um ein Staatsamt, in der Hoffnung auf eine „Refinanzierung“ durch das Staatsamt, weit über die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit hinaus verschuldeten.

Kaiser lassen die Stadt erstrahlen (27 v. Chr. bis 476)

Die Verwerfungen innerhalb des Gemeinwesens der Republik führten nach 91 v. Chr. zu blutigen Bürger- und Machtkämpfen, die schließlich in der Begründung des Kaisertums endeten.

Zunächst ließ sich Lucius Cornelius Sulla zum Diktator (82 bis 79 v. Chr.) ernennen, um das Staatswesen der Republik neu zu ordnen. Seine Machtbefugnisse nutzte Sulla jedoch für seine eigenen Ziele aus, sodass er in Rom eine Terrorherrschaft aufbaute. Nach der Entmachtung Sullas kehrte Rom zwar zur republikanischen Staatsorganisation zurück, doch flammten die Bürger- und Machtkämpfe wieder auf, insbesondere zwischen dem Feldherrn und Politiker Gnaeus Pompeius Magnus (*106 bis 48 v. Chr.) und dem Feldherrn und Politiker Gaius Iulius Caesar (*100 bis 44 v. Chr.).

Während des Römischen Bürgerkriegs (49 bis 45 v. Chr.) marschierte Caesar mit den von ihm befehligten Legionen von Gallien nach Rom, sodass er unter Ausrufung des Ausnahmezustandes zum römischen Staatsfeind erklärt wurde. Die von Caesar vorgenommene Überschreitung des Grenzflusses Rubikon bezeichnet noch heute ein Handeln, das nicht hinnehmbar ist. Nachdem Caesar in der 48 v. Chr. im heutigen Griechenland stattgefundenen Schlacht von Pharsalos über Pompeius gesiegt hatte, übte er in der Republik eine Alleinherrschaft aus, die die Begründung des Kaisertums vorbereitete. Mit der 44 v. Chr. erfolgten Ermordung Caesars, mit der die Tyrannei beseitigt werden sollte, wurde schließlich die Einsetzung des Gaius Octavius (*63 v. Chr. bis 14) zum ersten Kaiser von Rom eingeleitet, die 27 v. Chr. mit der Verleihung des Ehrennamens „Augustus“ erfolgte.

Modell des antiken Roms – 2013

Das Römische Reich wurde durch die Kaiser vollkommen neu gestaltet. Die administrative Neugestaltung spiegelte sich auch im Erscheinungsbild der Stadt wider, in der Paläste, Tempel und Bäder errichtet sowie Spiele abgehalten wurden; ihre Machtposition versuchten die Kaiser über Jahrhunderte durch „Brot und Spiele“ zu festigen.

Nach dem Tod des römischen Kaisers Theodosius I des Großen (379 bis 395) erfolgte 395 die Teilung des Römischen Reiches in eine weströmische Hälfte, die von Mailand und Ravenna regiert wurde, und eine oströmische Hälfte, die von Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, beherrscht wurde. Während der Völkerwanderung (375 bis 568) wurde Rom zudem immer nachhaltiger von germanischen Stämmen bedroht, sodass auch die Aurelianische Mauer die 410 von den Westgoten und die 455 von den Vandalen ausgerufene Plünderung nicht verhindern konnte. Gegenüber den Germanen konnte Rom sich nicht dauerhaft behaupten, während es zugleich von den Machtambitionen der oströmischen Kaiser bedroht wurde.

Die weströmische Kaiserzeit endete 476 mit dem weströmischen Kaiser Romulus Augustus (475 bis 476), der von seinen Gegnern als „Augustulus (Kaiserlein)“ verspottet wurde. Gegen die auf Rom drängenden Germanen konnte sich Romulus Augustus nicht mehr erwehren, sodass er schließlich die Ausrufung des germanisch-skirischen Heerführers Odoaker (*433 bis 493) zum König von Italien dulden musste.

Verfall unter den Germanen (477 bis 554)

Mit dem Ende des Weströmischen Reichs verlor Rom immer weiter an Bedeutung.

Die städtischen Einrichtungen, wie die terme di Diocleziano und das colosseo, wurden zwar zunächst weiter unterhalten. Doch verringerte sich die Bevölkerung von Rom von 330 bis 650 von etwa 1 Millionen Menschen auf etwa 20.000 Einwohner. Während des Gotenkriegs (535 bis 552), der mit der Vernichtung des im heutigen Italien gelegenen Ostgotenreichs durch den oströmischen Kaiser Iustinianus I (527 bis 565) endete, musste Rom zahlreiche Übel hinnehmen. So führten die mehrjährigen Belagerungskämpfe zwischen den Ostgoten und den Oströmern nicht nur zur Auslöschung der das antike Erbe bewahrenden Senatorenschicht, vielmehr wurden 537 auch nahezu alle die Stadt versorgenden Wasserleitungen zerstört. Mit der zu Ehren des oströmischen Kaisers Fokas (602 bis 610) auf dem foro Romano erbauten colonna di Foca wurde 608 das letzte dem Oströmischen Reich zuzuordnende Bauwerk in Rom errichtet.

Die Päpste schaffen Ordnung (554 bis 1861/70)

Zwar unterstand Rom seit 554 wieder dem Oströmischen Reich, doch wurde die Ordnungsfunktion in der Stadt immer stärker vom Papsttum ausgeübt.

Gerade mit der 756 erfolgten Pippinschen Schenkung, mit der der fränkische König Pippin III der Jüngere (751 bis 768) das Exarchat von Ravenna auf Papst Stephanus II bzw. III (752 bis 757) übertrug, stieg das Patrimonium Petri (Kirchenstaat) auch zu einer weltlichen Macht auf. Spätestens mit der 800 durch Papst Leo III (795 bis 816) in Rom vorgenommenen Krönung des fränkischen Königs Karl des Großen (768 bis 814) zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs erfuhr Rom wieder eine politische Bedeutung, die es während der nächsten Jahrhunderte ausbaute.

Zugleich entwickelte sich Rom neben Jerusalem und Santiago de Compostela zum wichtigsten Wallfahrtsort des Christentums. Das Grab der Apostel Simon Petrus und Paulus wurde in der Stadt vermutet.

Basilika Papale di San Pietro – 2013

Während der päpstlichen Zeit entstanden in Rom nicht nur unzählige Gebäude, die bis heute das Erscheinungsbild der Stadt prägen. Vielmehr wurden auch die Straßenzüge mit Sichtachsen auf Paläste, Brunnen und Obelisken so umgestaltet, dass sie ihr heutiges Gepräge erhielten. Selbst die sacco di Roma, die 1527 mit weitreichenden Plünderungen und Zerstörungen der Stadt durch deutsche Landsknechte verbunden war, konnte den bis 1861/70 anhaltenden Aufstieg Roms zum Machtzentrum nicht verhindern.

Die Römische Frage im Königreich Italien (1861/70 bis 1946)

Während des Risorgimento (Wiedererstehung) (1815 bis 1870) bildete sich das Königreich Italien, das 1861 mit dem italienischen König Vittorio Emanuele II (1861 bis 1878) ausgerufen wurde; in Rom erinnert bis heute das monumento nazionale a Vittorio Emanuele II an die Staatsgründung! Bereits 1870 wurde das Patrimonium Petri (Kirchenstaat) in das Königreich Italien eingegliedert, sodass auch Rom unter die italienische Herrschaft gelangte. Die ihm 1871 von Vittorio Emanuele II angebotenen begrenzten Souveränitätsrechte lehnte Papst Pius IX (1846 bis 1878) ab, sodass sich der Einflussbereich des Papsttums auf die unmittelbare Vatikanstadt beschränkte, die von Festungsanlagen umgeben war. Obwohl die Römische Frage, nämlich das Verhältnis zwischen Kirche und Staat, über etwa sechs Jahrzehnte nicht geklärt werden konnte, zog Rom wieder so viele Menschen aus den ländlichen Gebieten an, dass es 1901 mit etwa 422.000 Menschen erstmals seit der Antike wieder über die Stadtgrenze der Aurelianischen Mauer hinauswuchs. Erst unter dem italienischen Duce Benito Mussolini (1922 bis 1945), der ab 1926 diktatorisch über Italien herrschte, wurden die Meinungsverschiedenheiten zwischen der Kirche und dem Staat durch die 1929 geschlossenen Lateranverträge beendet, mit denen der Vatikanstaat als souveränes Völkerrechtssubjekt anerkannt wurde.

Von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs (1939 bis 1945) blieb Rom nahezu vollständig verschont. Nach ihrer Landung in Italien rückten die amerikanischen Truppen zwar auf Rom vor, das sie 1944 erreichten. Anstatt die bedrohte Stadt zu verlassen, setzte sich Papst Pius XII (1939 bis 1958) jedoch nachdrücklich dafür ein, Rom zu einer Offenen Stadt zu erklären, die weder angegriffen noch verteidigt wird; eine Stalingrad oder Monte Cassino entsprechende Schlacht wollte Pius XII verhindern. Nachdem der großdeutsche Generalfeldmarschall Albert Kesselring (*1885 bis 1960) die großdeutschen Truppen aus Rom abgezogen hatte, wurde Rom am 4. Juni 1944 ohne Gegenwehr von den amerikanischen Truppen besetzt.

Monumento nazionale a Vittorio Emanuele II – Blick auf die piazza Venezia – 2013

Das Herz der Republik Italien (seit 1946)

Nach dem Zweiten Weltkrieg sprach sich die italienische Bevölkerung in einer 1946 stattgefundenen Volksabstimmung für die Gründung einer Republik auf. Der erst 1946 ernannte italienische König Umberto II (1946) musste Italien bereits nach einer Amtszeit von dreiunddreißig Tagen verlassen, sodass damit die Monarchie in Italien endete. Die Verfassung der Republik Italien, mit Rom als Hauptstadt und Herz des Staates, trat sodann 1948 in Kraft.