Mit den Augen eines Kindes: Pere Calafat i Adrover und die Schlacht um Mallorca

Die cases de sa Coma waren der Arbeitsplatz des Miquel Adrover, seines Großvaters, der dem landwirtschaftlichen Anwesen zwischen sa Coma und Cala Millor als Verwalter vorstand. Auf dem weitläufigen Besitztum mit seinem Herrenhaus, seinen Ställen und seiner Windmühle verbrachte Pere Calafat i Adrover eine Kindheit, deren Behaglichkeit und Sorglosigkeit in seinem sechsten Lebensjahr von einer zur anderen Sekunde unterbrochen wurden: Die Kampfhandlungen des Spanischen Bürgerkriegs (1936 bis 1939) hatten auch Mallorca erreicht!

Die (Zweite) Spanische Republik, die am 14. April 1931 von dem späteren spanischen Präsidenten Niceto Alcalá-Zamora Torres (1931 bis 1936) ausgerufen worden war, war zwar mit dem Ziel angetreten, die Gesellschaft zu modernisieren. Sie konnte die von ihr ausgegebenen Ziele aber nicht umsetzen, sodass die Konzept- und Hilflosigkeit der (Zweiten) Spanischen Republik in der Bevölkerung sowohl zu Unmut als auch zu Gewalt führten.

Am 17. Juli 1936 löste General Francisco Franco Bahamonde (*1892 bis 1975) den Spanischen Bürgerkrieg aus, indem er sich in Spanisch-Marokko mit den ihm unterstellten Truppen gegen die (Zweite) Spanische Republik erhob. Bereits am 18. Juli 1936 trug Franco den Staatsstreich nach Spanien, in dem die nationalen Franquisten und die demokratischen Republikaner einen blutigen Kampf um die Macht in den Städten und Regionen führten. Nachdem der republikanische Widerstand zusammengebrochen war, erklärte Franco am 1. April 1939 die siegreiche Beendigung des Spanischen Bürgerkriegs, auf den seine bis zum 20. November 1975 andauernde Diktatur folgte.

Nachdem Mallorca schon am 19. Juli 1936 von den Franquisten übernommen worden war, führten die Republikaner, die sich bis zum 9. Februar 1939 auf Menorca halten konnten, mehrfach Angriffe gegen die Insel, die ihren Höhepunkt in der desembarcament de Mallorca (Schlacht um Mallorca) hatten. Ohne eine Abstimmung mit Hauptmann Alberto Bayo Giroud (*1892 bis 1967), der am 2. August 1936 das Kommando über die auf Menorca stationierten Invasionstruppen der Republikaner übernommen hatte, setzte die Federación Anarquista Ibérica (Iberische Anarchistische Föderation) am Morgen des 16. August 1936 etwa vierhundert Milizionäre in der cala Anguila ab, die zwischen dem heutigen Cala Mendia und dem heutigen Porto Cristo Novo gelegen ist. Mit den ihm unterstellten Streitkräften, die etwa achttausend Soldaten umfassten, griff auch Bayo am Morgen des 16. August 1936 an der punta de n’Amer an, die sich zwischen sa Coma und Cala Millor ins Meer erstreckt. In Schauder erregenden Kämpfen, die mit Grausamkeit und ohne Erbarmen geführt wurden, standen sich die republikanischen Angreifer und die franquistischen Verteidiger auf dem Küstenstreifen von Porto Cristo über Son Carrió und Son Servera bis Cala Millor gegenüber. Obwohl die republikanischen Einheiten schwere Verluste erlitten, zogen sie sich mit etwa dreitausend Soldaten erst in der Nacht vom 3. auf den 4. September 1936 zurück, nachdem ihnen sowohl der republikanische Regierungspräsident und Kriegsminister Francisco Largo Caballero (1936 bis 1937) als auch der republikanische Marine- und Luftwaffenminister Indalecio Prieto Tuero (1936 bis 1937) die weitere Unterstützung versagt hatten.

Im frühen Morgengrauen des 16. August 1936 schlugen die ersten Geschosse der republikanischen Kriegsschiffe, die sich der punta de n’Amer während der Nacht genähert hatten, auch in den cases de sa Coma ein. Den aus dem Schlaf gerissenen Bewohnern des Gebäudekomplexes, die etwa dreißig Menschen zählten, rief Adrover immer wieder zu:

„Alle in den Keller!“

Der Zugang zum Gewölbe, das bis zu einer Tiefe von etwa 15 Meter in den Sandstein getrieben worden war, befand sich im Hof der Gebäudeansammlung. Es diente dazu, die geschorene Wolle der Schafe aufzunehmen und nicht austrocknen zu lassen.

Die Schutzsuchenden fühlten sich im Keller keineswegs sicher, vielmehr rechneten sie angesichts der fortdauernden Kanonade mit dem Schlimmsten. Die Todesdrohung, die vom republikanischen Geschützfeuer ausging, nahm Calafat geradezu körperlich wahr:

„Die Vibrationen der Bomben ließen alles erbeben. Dabei rutschten die brennenden Dochte der Öllämpchen in die Flüssigkeit, die Flammen erloschen, wir saßen im Dunkeln.“

Nach einer von den Schutzsuchenden empfundenen Ewigkeit wich der infernalische Granatenbeschuss einer gespenstischen Stille, die sie gleichermaßen als bedrückend verspürten. Schließlich erreichten die republikanischen Milizionäre auch die cases de sa Coma, in denen sie geräuschvoll auch den Zugang zum Keller öffneten. Die Aufforderung der Kämpfer zum Verlassen des Gewölbes und die Erklärung seines Großvaters ist Calafat in Erinnerung geblieben:

„Rauskommen, wer dort unten ist.“

„Nicht schießen, hier sind Frauen und Kinder.“

„Dann sollen die Kinder zuerst raus.“

Vorsichtig und verängstigt stiegen die Menschen dem Ausgang des Gewölbes entgegen. Zuerst die zwei- bis sechsjährigen Kinder in Begleitung ihrer Mütter, sodann die Frauen und Männer, die ihre Arme als Zeichen der Wehrlosigkeit deutlich in die Höhe streckten. Am Ausgang standen zwei Milizionäre, die ihre Gewehre im Anschlag hielten, während weitere Bewaffnete den Hof sicherten. Die Milizionäre, die das Besitztum eingenommen hatten, rechnet Calafat den kommunistisch-sozialistischen Einheiten der Republikaner zu, was er auf die Befragung seines Großvaters stützt:

„Wer ist der Eigentümer hier?“

„Der ist nicht hier.“

„Wo ist er denn?“

„Er ist in Palma.“

„Da hat er aber Glück gehabt. Vorerst. Und wer seid ihr?“

„Wir sind die, die hier das Land bearbeiten.“

„Dann wird das Land von heute an euch gehören.“

Sofort nach der geglückten Landung auf der Insel richtete Bayo sein Hauptquartier und sein Lazarett in den cases de sa Coma ein; seine Nächte verbrachte er in der nahe gelegenen Windmühle des Anwesens. Die Bewohner des Gehöfts durften zwar weiterhin in den Gebäuden verbleiben, sie mussten den Republikanern aber in jeder Hinsicht zur Verfügung stehen, die das Besitztum als ihre Kriegsbeute betrachteten.

Die republikanischen Kämpfer, die auch von anarchistischen Ideen geprägt waren, lebten ihre Ablehnung der römisch-katholischen Kirche auf dem Anwesen aus. Sie zerstörten die christlichen Symbole, insbesondere auch ein Bildnis des Heiligsten Herzens Jesu, das in der römisch-katholischen Lehre als die Quelle der Sakramente der Kirche angesehen wird.

Ein Geschoss war in der Wand des Schlafzimmers des Großvaters eingeschlagen und hatte das Zimmer verwüstet; an der Außenwand ist rechts oberhalb des kleinen Fensters bis heute die ausgebesserte Stelle des Granatentreffers zu erkennen. Die an der Wand aufgestellte Kommode, in der Adrover die Löhne für die Arbeiter versteckt hatte, war nicht nur vollständig zerschlagen, vielmehr waren auch die Geldscheine und -münzen in den Trümmern nicht mehr auffindbar. Offensichtlich waren die republikanischen Milizionäre, die das Haus durchsucht hatten, fündig geworden und hatten das Geld an sich genommen.

Schon bald trafen die ersten Verwundeten auf dem Besitztum ein, die von den Kämpfen im Landesinneren an die Küste zurückgeführt worden waren. Die Gebäude, insbesondere die Eingangshalle des Herrenhauses, wurden mit Etagenbetten belegt, in denen die verletzten Milizionäre auch für Calafat gegenwärtig waren:

„Die Verwundeten machten mir mit ihren blutigen Verbänden große Angst, ich hatte so etwas noch nie gesehen. Verwundete, die sahen, dass ich mich ängstigte, winkten mich heran und schenkten mir Süßigkeiten.“

Zur Versorgung seiner Kämpfer hatte Bayo zunächst die etwa zweihundert Schafe schlachten lassen, die auf dem Gehöft zur Gewinnung von Wolle gehalten worden waren. Nachdem die Schafe vollständig verzehrt worden waren, ordnete Bayo auch die Schlachtung der dreizehn Kühe an, der sich Adrover aber energisch und unnachgiebig entgegenstellte, sodass Calafat sogar ein Handgemenge zwischen seinem Großvater und dem ausführenden Offizier befürchtete:

„Wie wollt ihr eure Verwundeten mit Milch versorgen, wenn ihr die Kühe schlachtet?“

„Er hat Recht.“

Die Kampfhandlungen zwischen den Republikanern und den Franquisten verlagerten sich zwar insbesondere nach Son Carrió und Son Servera. Trotzdem gerieten auch die cases de sa Coma immer wieder unter Beschuss, sodass ihre Bewohner erneut Schutz in dem für die Wolle der Schafe bestimmten Keller suchten. Die Kinder, so auch Calafat, durften ihren Müttern weder von der Seite weichen noch sich allein auf dem Anwesen bewegen. Die Kriegsschiffe vor der punta de n’Amer und die Flugzeuge über der Küste sah Calafat gleichwohl; sie lösten in ihm eine kindliche Begeisterung aus.

Während Adrover an einem Abend die Tiere fütterte, stieß er im Stall auf fünf Milizionäre der franquistischen Falange Española (Spanische Phalanx). Die Kämpfer waren hinter die feindlichen Linien geraten und hatten sich bereits seit zwei Tagen ohne Nahrung und Wasser in einem nahegelegenen Wald von Aleppo-Kiefern versteckt. Nachdem er die durstigen und hungrigen Milizionäre, unter denen er einen Mann aus Son Servera erkannt hatte, mit Essen und Getränken versorgt hatte, verhalf Adrover ihnen zur Rückkehr zu den franquistischen Einheiten; wären die Republikaner der Tat des Großvaters gewahr geworden, hätte es wohl das Todesurteil für ihn bedeutet.

Am 3. September 1936 erfuhr der Adrover durch einen Zufall, dass sich die republikanische Armee in der kommenden Nacht von der Insel zurückziehen würde. Aus Angst vor einer Deportation traf er schnelle Vorbereitungen, um seine Familie zu verstecken und einem möglichen Zugriff der Republikaner zu entziehen. Das Ende der desembarcament de Mallorca verbindet Calafat noch deutlich mit den Anordnungen seines Großvaters:

„Mein Opa versteckte uns in einem Holzverschlag unter einem Haufen geernteter Bohnen. Er selbst verbarg sich im Dachgebälk des Herrenhauses.“

Nachdem die Republikaner in der Nacht vom 3. auf den 4. September 1936 auf den herbeigeeilten Kriegsschiffen entkommen waren, rückten die franquistischen Milizionäre wieder zur Küste vor. Zunächst verdächtigten sie Adrover der Kollaboration mit dem Feind, sodann aber ließen sie ihn nach stundenlangen Verhören unbehelligt, was Calafat in Zusammenhang mit der vom Großvater geleisteten Fluchthilfe bringt:

„Ich glaube, das lag daran, dass er den fünf Falangisten geholfen hatte.“

Nach nur neunzehn Tagen war der Spanische Bürgerkrieg auf Mallorca beendet. Vor dem Hintergrund der langen und todbringenden Schlachten auf dem spanischen Festland relativiert Calafat die schrecklichen Kämpfe um die Vorherrschaft auf der Insel:

„Sie haben uns nie schlecht behandelt.“

„Im Grunde hatten wir Glück.“

Die Gräueltaten, die die franquistischen Milizionäre auf Mallorca begangen hatten, insbesondere die Erschießungen, wurden Calafat erst viele Jahre später bekannt. Schon bald nach dem Abzug der Republikaner stellte sich für ihn in den cases de sa Coma wieder das unbeschwerte Landleben ein:

„Möglich, dass man uns Kinder irgendwie ablenkte.“