Les cinc infermeres: Die fünf Krankenschwestern von Son Carrió!

Die (Zweite) Spanische Republik, die am 14. April 1931 von dem späteren spanischen Präsidenten Niceto Alcalá-Zamora Torres (1931 bis 1936) ausgerufen worden war, war zwar mit dem Ziel angetreten, die Gesellschaft zu modernisieren. Sie konnte die von ihr ausgegebenen Ziele aber nicht umsetzen, sodass die Konzept- und Hilflosigkeit der (Zweiten) Spanischen Republik in der Bevölkerung sowohl zu Unmut als auch zu Gewalt führten.

Am 17. Juli 1936 löste General Francisco Franco Bahamonde (*1892 bis 1975) den Spanischen Bürgerkrieg aus, indem er sich in Spanisch-Marokko mit den ihm unterstellten Truppen gegen die (Zweite) Spanische Republik erhob. Bereits am 18. Juli 1936 trug Franco den Staatsstreich nach Spanien, in dem die nationalen Franquisten und die demokratischen Republikaner einen blutigen Kampf um die Macht in den Städten und Regionen führten. Nachdem der republikanische Widerstand zusammengebrochen war, erklärte Franco am 1. April 1939 die siegreiche Beendigung des Spanischen Bürgerkriegs, auf den seine bis zum 20. November 1975 andauernde Diktatur folgte.

Nachdem Mallorca schon am 19. Juli 1936 von den Franquisten übernommen worden war, führten die Republikaner, die sich bis zum 9. Februar 1939 auf Menorca halten konnten, mehrfach Angriffe gegen die Insel, die ihren Höhepunkt in der desembarcament de Mallorca (Schlacht um Mallorca) hatten. Ohne eine Abstimmung mit Hauptmann Alberto Bayo Giroud (*1892 bis 1967), der am 2. August 1936 das Kommando über die auf Menorca stationierten Invasionstruppen der Republikaner übernommen hatte, setzte die Federación Anarquista Ibérica (Iberische Anarchistische Föderation) am Morgen des 16. August 1936 etwa vierhundert Milizionäre in der cala Anguila ab, die zwischen dem heutigen Cala Mendia und dem heutigen Porto Cristo Novo gelegen ist. Mit den ihm unterstellten Streitkräften, die etwa achttausend Soldaten umfassten, griff auch Bayo am Morgen des 16. August 1936 an der punta de n’Amer an, die sich zwischen sa Coma und Cala Millor ins Meer erstreckt. In Schauder erregenden Kämpfen, die mit Grausamkeit und ohne Erbarmen geführt wurden, standen sich die republikanischen Angreifer und die franquistischen Verteidiger auf dem Küstenstreifen von Porto Cristo über Son Carrió und Son Servera bis Cala Millor gegenüber. Obwohl die republikanischen Einheiten schwere Verluste erlitten, zogen sie sich mit etwa dreitausend Soldaten erst in der Nacht vom 3. auf den 4. September 1936 zurück, nachdem ihnen sowohl der republikanische Regierungspräsident und Kriegsminister Francisco Largo Caballero (1936 bis 1937) als auch der republikanische Marine- und Luftwaffenminister Indalecio Prieto Tuero (1936 bis 1937) die weitere Unterstützung versagt hatten.

Mit den republikanischen Truppen kamen auch fünf Krankenschwestern nach Mallorca.

Während die Namen von Teresa Bellera i Camelli (20 Jahre), Daría Buxadé (23 Jahre), Mercedes Buxadé (18 Jahre) und María García i Sanchis (55 Jahre) bekannt sind, konnte der Name der fünften Frau bis heute nicht ermittelt werden. Doch scheint die Unbekannte die Verfasserin eines Tagebuchs zu sein, in dem sie ihre Erlebnisse während der Schlacht um Mallorca festgehalten haben soll.

Bis heute ist der Verbleib des Tagebuchs zwar ungeklärt, doch ist es in Ausschnitten als mit Schreibmaschine erstellte Abschrift erhalten geblieben, die von der franquistischen Militärverwaltung zuzüglich dreier Kohlepapier-Durchschläge erstellt wurde. Gerade auf Grund des Umstands, dass nur noch die von der franquistischen Administration gefertigten Abschriften des Tagebuchs vorliegen, mahnt der Historiker Gonzalo Berger i Mulattieri (*1977) zu einer vorsichtigen Bewertung der niedergeschriebenen Geschehnisse.

Das Tagebuch spiegelt das Sein und das Empfinden während des blutigen Kampfs um die Insel wider.

Geprägt von den Eindrücken, die sie in Barcelona vom Spanischen Bürgerkrieg erhalten hatte, trat die Verfasserin, die in Barcelona bei einer Telefongesellschaft gearbeitet hatte, dem Cruz Roja Española (Spanisches Rotes Kreuz) bei; die Mitarbeiter der Telefongesellschaft waren mehrheitlich in der anarchosyndikalistisch ausgerichteten Confederación Nacional del Trabajo (Nationale Arbeitskonföderation) organisiert. Schon bald wurde die als Krankenschwester angelernte Schreiberin auf das von den Republikanern beherrschte Menorca entsandt, sodass sie Barcelona am 16. August 1936 verließ.

„Um 6:00 Uhr abends laufen wir an Bord der „Ciudad de Tarragona“ mit Kurs Mahón aus. Dreißig Milizionärinnen und vierhundert Milizionäre mit dem Ziel, an den Operationen gegen die Faschisten teilzunehmen. Einmal an Bord, wurde uns ein liebevoller wie enthusiastischer Abschied bereitet, und zwischen Hochrufen auf die Republik, die Revolution und die antifaschistischen Milizen verlassen wir Barcelona.“

Auch Daría Buxadé und Mercedes Buxadé, zwei aus Barcelona stammende Geschwister, waren den republikanischen Aufrufen gegen die putschenden Franquisten gefolgt. Nachdem sie der Partit Socialista Unificat de Catalunya (Vereinigte Sozialistische Partei Kataloniens) beigetreten waren, erhielten sie nicht nur einen als Uniform dienenden Overall, sondern auch eine kurze Ausbildung an Feuerwaffen. Da die Geschwister mit ihrer katholischen und konservativen Familie einige Zeit in Mexiko gelebt hatten, wurden sie von ihren Kameradinnen schnell nur noch als „Les mexicanes (Die Mexikanerinnen)“ bezeichnet. Als freiwillige Krankenschwestern schlossen sich Daría Buxadé und Mercedes Buxadé den zum Angriff auf Mallorca bestimmten Truppen an, was ihre Familie schockierte. Kurz vor ihrer Einschiffung statteten sie ihrem Bruder einen letzten Besuch in seinem Geschäft ab, um sich zu verabschieden.

Nachdem die Autorin eine Nacht auf Menorca verbracht hatte, wurde sie nach Mallorca eingeschifft. Am 18. August 1936 auf der Insel angekommen wurde die Urheberin sofort mit der Wirklichkeit der Schlacht um Mallorca bekannt gemacht.

„Um 12:00 Uhr werden wir in Kohlbarkassen ausgeschifft, um zur Insel zu gelangen, wo uns bereits andere Milizionäre empfangen, die uns deutlich machen, dass die Dinge nicht zum Besten stehen. Jedes Mal, wenn irgendwelche Positionen genommen waren, gingen sie von Neuem verloren, dann wurden sie (= Milizionäre) in die Enge getrieben und mussten ins Meer flüchten, wo einige ertranken.“

Die Verfasserin verblieb auf der Insel, auf der sich die Krankenschwestern mit ungeordneten und unzureichenden Verhältnissen auseinander setzten mussten. Es fehlte nicht nur an medizinischem Gerät und Material, sondern auch an Lebensmitteln, sodass die Frauen sich selbst organisieren mussten. Sie besorgten Lebensmittel von den unbeaufsichtigten Feldern und aus den verlassenen Häusern, um sich selbst und die ihnen anvertrauten Patienten zu versorgen. Sie behandelten und pflegten die Verletzten und Kranken, wobei sie häufig nicht auf eine Unterstützung durch einen Arzt zurückgreifen konnten.

Häufig wurde die Schreiberin verlegt, ein provisorischer Verbandsplatz folgte auf den anderen.

Für zwei Tage war sie auch auf den in der Nähe von Son Carrió gelegenen possessió de sa Torre Nova abkommandiert, in dessen Herrenhaus die Republikaner ein Feldlazarett eingerichtet hatten. Dort fand die Verfasserin ein Klavier vor, auf dem sie zur vorübergehenden Flucht aus dem Kriegsalltag sowie zur Aufmunterung für die Verwundeten und Leidenden spielte.

„Wir stehen um 6:00 Uhr auf und frühstücken Café con leche. Ich bin angewiesen, die Kranken zu versorgen, insgesamt dreizehn, sollen ihnen um 10:00 Uhr Milch geben. Als ich einen der Säle betrete, finde ich zu meiner Überraschung ein vorzügliches Klavier vor. Es war mir unmöglich der Versuchung zu widerstehen, und so fange ich an zu spielen.“

Nicht allein auf Grund ihrer Fähigkeit, Klavier zu spielen, sondern auch durch ihre Sprache macht die Autorin deutlich, dass sie eine gehobene Erziehung genossen hatte, die sie zu einer selbstbewussten und selbstkritischen Persönlichkeit hatte werden lassen. Trotz ihres idealistischen und selbstlosen Eintretens gegen die Franquisten, reflektiert die Verfasserin sowohl die internen Streitigkeiten der republikanischen Kräfte als auch die bedrohliche Lage der Militäraktion realistisch, aber auch frustriert!

„Das ist die Organisation und die proletarische Gleichheit! Eine unaufhörliche Farce hat begonnen, und wenn sie zu Ende kommt, wird es ein katastrophales Finale sein. Alle Gruppen der UGT, der CNT und FAI sind zerstritten. Und wenn sie sprechen, sieht man klar den Irrtum und das Absurde in ihren Ideen, was im Nachhinein aus Spanien werden wird. Bedenkt man es kalt, ernst und ohne jede Leidenschaft, fühlt man den Terror, der sich ankündigt. Es wird ein Chaos sein.“

„Wir stehen auf mit der grandiosen Perspektive, nichts zum Frühstücken zu haben. Auf der Suche nach Kaffee … müssen wir nach Torre Nova, mal sehen, ob sie uns welchen abgeben. Ich bin so schwach, dass ich mich nicht halten kann. …. Sie flößen mir ein wenig Kaffee ein, um zu sehen, ob mir wieder besser wird. Ich habe den Krug für die anderen dabei. In diesem Moment, 7:00 Uhr morgens, kommt das faschistische Jagdflugzeug. Seitdem die Faschisten diesen Apparat haben, sind unsere Flugzeuge unbrauchbar. Sie fliegen nicht, aus Angst, gejagt zu werden. So ist das, wie wir vorankommen.“

Die Order, mit der den republikanischen Einheiten am 3. September 1936 der Befehl zum Rückzug von der Insel erteilt worden war, erreichte die Krankenschwestern und die ihnen anvertrauten Patienten auf dem possessió de sa Torre Nova nicht. Erst am Morgen des 4. September 1936 stellten die Frauen fest, dass die um den Landbesitz gelegenen Kampfstellungen verwaist waren. Um sich nach der neuen Lage zu erkundigen, begaben sich die Krankenschwestern zu den cases de sa Coma, in denen Bayo das Hauptquartier des republikanischen Expeditionskorps eingerichtet hatte. Erst nachdem sie auch in der Befehlszentrale niemanden mehr antrafen, wurde den Frauen gewahr, dass sie sich selbst überlassen worden waren. Im Bewusstsein ihrer aussichtslosen und lebensbedrohlichen Situation nahm die Autorin ihren letzten Eintrag im Tagebuch vor.

„Alle wollen sich tapfer zeigen, jedoch ist ihnen die Niedergeschlagenheit anzusehen, die Furcht, die Angst, die sie beherrscht. Wir haben noch Lebensmittel für ein paar Tage, Munition auch, und wir harren der Dinge.“

Obwohl die Krankenschwestern versuchten, sich im Heuspeicher der cases de sa Coma zu verstecken, gerieten sie noch am 4. September 1936 nicht nur in die Gefangenschaft der franquistischen Einheiten. Vielmehr fielen die Frauen auch noch ausgerechnet in die Hände des Arconovaldo Bonacorsi (*1898 bis 1962), der das Original des Tagebuchs zumindest zeitweise an sich nahm.

Während des Spanischen Bürgerkriegs wurde Franco unter anderem vom italienischen Duce Benito Mussolini (1925 bis 1943) unterstützt. Der nach Mallorca entsandte Arconovaldo Bonacorsi (*1898 bis 1962), ein aus Italien stammender faschistischer Aktivist, gab sich selbst den italienischen Kampfnamen „conte Aldo Rossi (Graf Aldo Rossi)“, der in seiner hispanisierten Aussprache schon bald zum Synonym für die Verbreitung von Angst durch Gewalt wurde: Conde Aldo Rossi! Nachdem Bonacorsi am 26. August 1936 als Berater und Organisator der Falange Española (Spanische Phalanx) in Palma angekommen war, stellte er eine aus zweiundfünfzig Milizionären bestehende Kampfeinheit auf, die sich dragones de la Muerte (Drachen des Todes) nannte. Am 27. oder 28. August 1936 zog Bonacorsi mit seiner Abteilung nach Manacor, wo er am plaça de la Bassa sein Hauptquartier einrichtete. Die dragones de la Muerte waren nicht nur in die Kämpfe der Schlacht um Mallorca eingebunden. Sie beteiligten sich vielmehr auch an der Verfolgung der zivilen Bevölkerung, die mit den Republikanern sympathisierte, sowie an der Hinrichtung der republikanischen Gefangenen, wobei Bonacorsi seine Kämpfer mit äußerster Brutalität vorgehen ließ. Die von ihm geforderte Grausamkeit stieß schon bald auf das Missfallen der (Dritten) Französischen Republik sowie des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland, die Mussolini immer drängender zum Einschreiten aufforderten. Nachdem sich Mussolini dem diplomatischen Druck nicht mehr entziehen konnte, musste Bonacorsi am 23. Dezember 1936 nach Italien zurückkehren.

Das Genfer Abkommen vom 22. August 1864, das auch den Schutz des Sanitätspersonals in kriegerischen Auseinandersetzungen anordnete, war zwar auch vom Königreich Italien aus der Taufe gehoben worden. Es wurde von Bonacorsi aber nicht beachtet, sondern ganz im Gegenteil in vielfältiger Weise missachtet.

Mit den Krankenschwestern gingen die Franquisten ohne jede Milde um.

Während mehrere hundert Republikaner am platja de sa Coma erschossen und verscharrt wurden, wurden die Krankenschwestern zunächst nach Son Servera und sodann nach Manacor in den heutigen escola infantil de sa Graduada verbracht. Sie wurden nicht nur eindringlich verhört, sondern auch umfassend und demütigend untersucht. Der zugegen gewesene Arzt soll sich später in Palma damit gebrüstet haben, dass die Frauen auch gynäkologisch untersucht worden seien und eine der Frauen noch Jungfrau gewesen sei. Die Krankenschwestern wurden schließlich in Bonacorsis Hauptquartier überstellt, das der Faschist in Manacor am plaça de la Bassa eingerichtet hatte. Auf dem Platz wurden sie zunächst als Prostituierte öffentlich zur Schau gestellt und von einer aufgepeitschten Menge als putes (Huren) beschimpft. Obwohl das Tagebuch eine eindeutige Bewertung zulässt, finden sich noch heute einzelne Stimmen, die die Frauen als leichte Mädchen bezeichnen, die nur nach Mallorca gekommen seien, um den republikanischen Milizionären sexuell gefügig zu sein. Im Keller der faschistischen Befehlszentrale bracht sodann die Hölle über die Krankenschwester herein, die während der Nacht fortlaufend von den Schergen Bonacorsis misshandelt und vergewaltigt wurden.

Zwar hatte ein bei den Vernehmungen anwesender Geistlicher, insbesondere für die katholischen „Mexikanerinnen“, zuvor um Gnade gebeten, doch hatte Bonacorsi dem brutalen Treiben keinen Einhalt geboten, stattdessen hatte er dem Geistlichen lediglich geantwortet, dass er „die Angelegenheit mit dem Kopfkissen beraten“ werde. Der Historiker Antoni Tugores i Manresa (*1948) vermutet zwar, dass Bonacorsi die Nacht vom 4. auf den 5. September 1936 nicht in Manacor verbrachte, doch sind auch keine Anzeichen dafür gegeben, dass Bonacorsi versuchte, den zügellosen Siegesrausch seiner Kämpfer zu bremsen.

Die Krankenschwestern wurden am 5. September 1936 zum südlich von Manacor gelegenen cementiri de Son Coletes verbracht, an dem sie gegen 11:00 Uhr eintrafen. Nachdem sich die Frauen vor einem bereits ausgehobenen Graben hatten aufstellen müssen, wurden sie nacheinander erschossen. Mit dem Gesicht voran fielen die Frauen eine über die andere in den Graben, zumindest bei drei der Krankenschwestern scheint dies der Fall gewesen zu sein. Um die in dem Graben liegenden Leichen unkenntlich zu machen, wurden sie mit Kalk bedeckt, bevor sie mit Erde überschüttet wurden.

Die Ermordung der Krankenschwestern wertet Tugores als den erfolglosen Versuch, die an ihnen begangenen Gräueltaten zu vertuschen. Während das Schicksal der Frauen schon bald hinter vorgehaltener Hand zum Inselgespräch wurde, stiegen die cinc infermeres (Fünf Krankenschwestern) nach Francos Tod am 20. November 1975 in die Gruppe der bekanntesten Personen der mallorquinisch-spanischen Geschichte auf.

Das letzte Lebenszeichen, dass die Eltern von Daría Buxadé und Mercedes Buxadé erhalten hatten, waren einige Postkarten, die die Geschwister auf Mallorca mit der Feldpost in ihre Heimat versandt hatten. Eine dieser Postkarten zeigt ein Bild der in Porto Cristo liegenden coves des Drac.

Bis heute geblieben ist ein von einem unbekannten Fotografen aufgenommenes Lichtbild, das die Krankenschwestern nur Stunden vor ihrem Tod im Innenhof der escola infantil de sa Graduada zeigt. Sie tragen Overalls, an deren linken Oberarm das Abzeichen des Roten Kreuzes angebracht ist. Die Fotografie zeigt von links nach rechts die fünf Frauen, von denen nur die Unbekannte direkt in den Fotoapparat schaut: Unbekannte Frau, Teresa Bellera i Camelli, Daría Buxadé, Mercedes Buxadé und María García i Sanchis. Bis heute erinnert auch ein im Zentrum des cementiri de Son Coletes errichtetes Mahnmal an die „Republikaner, die für die Freiheit gestorben sind“; auf einem Steinblock sind die Vornamen der vier bekannten Krankenschwestern festgehalten.

Die Leiden der Krankenschwestern stellen sich nach Ansicht des Historikers Josep Massot i Muntaner (*1941 bis 1922) als „eine der abstoßendsten Episoden des Krieges“ dar. Es sei während des Franquismus ein Tabu gewesen, über das nicht habe gesprochen werden dürfen. Erst nach Francos Tod am 20. November 1975 seien die Angehörigen der Geschwister Daría Buxadé und Mercedes Buxadé vorsichtig um die Aufklärung der Geschehnisse bemüht gewesen. Nach Auffassung des Dramaturgen Jaume Miró (*1977), der das Tagebuch zur Grundlage eines dokumentarischen Theaterstücks machte, und des Historikers Gonzalo Berger i Mulattieri (*1977) ist die Rolle der fünf Frauen während des Spanischen Bürgerkriegs allerdings differenziert zu betrachten. Die Frauen seien nicht allein als karitative Krankenschwestern zu sehen, vielmehr seien sie auch kämpfende Milizionärinnen gewesen, die in großer Zahl in die Verbände der republikanischen Streitkräfte eingebunden gewesen seien; tatsächlich scheint sich die Verfasserin des Tagebuchs im Zusammenhang mit der Verschiffung von Barcelona nach Mencora selbst als eine der „dreißig Milizionärinnen“ zu verstehen. Die Armbinden mit dem Zeichen des Roten Kreuzes seien eventuell als ein Versuch zu deuten, die Frauen vor der Hinrichtung zu bewahren.

Die Suche nach Opfern des Spanischen Bürgerkriegs führte ab 2020 auch zu Grabungen auf dem cementiri de Son Coletes. Die Archäologen, denen bislang außer den fünf Krankenschwestern keine andere Gruppe von gemeinsam hingerichteten Frauen bekannt ist, bargen 2023 die Skelette von drei Frauen, die übereinander liegend verscharrt worden waren.