Artà – Juwel im massís d’Artà

Erstmals 1232 wurde die heutige Kleinstadt Artà (39.695471, 3.352649) im Llibre del Repartiment de Mallorca (Buch der Aufteilung Mallorcas) erwähnt, in dem der mallorquinische König Jaume I der Eroberer (1230 bis 1276) die Verteilung der Ländereien nach der 1229 stattgefundenen Eroberung der Insel festhalten ließ. Während die Siedlung zunächst unter dem Namen „Yartân“ erfasst wurde, wurde sie später auch unter den Schreibweisen „Jartan“ und „Jertan“ geführt; der Name leitet sich vom arabischen Wort „gertan (Garten)“ ab.

Die Stadtentwicklung wurde insbesondere von den Prämonstratensern des monestir (Klosters) de Santa Maria de Bellpuig bewirkt, die im 13. Jahrhundert in die Gegend von Artà gekommen waren. Sie widmeten sich nicht nur der Verkündigung des christlichen Glaubens, sondern leisteten auch eine nachhaltige Verwaltungsarbeit; so gingen die Parzellierung und die Besiedlung des Umlandes von den Prämonstratensern aus.

Gerade die Ordnung der Landstrukturen begünstigte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert einen starken Bevölkerungsanstieg. Neben der Bewirtschaftung der Landgüter und Bauernhöfe entwickelte sich eine Textilfertigung, die nach der 1820 im Nordosten von Mallorca ausgebrochenen Pest jedoch erheblich einbrach. Zugleich widmeten sich gerade die Kleinbauern dem bis ins Talayotikum (1300 bis 100 v. Chr.) zurückreichenden Handwerk des obra de llatra (Palmblattflechten), das heute in Artà jedoch nur noch selten zu finden ist; begünstigt wurde das Handwerk durch die großen Bestände an Zwergpalmen.

Die Eisenbahnlinie Palma – Manacor – Artà, die insbesondere durch die private Förderung des Unternehmers Rafel Blanes i Massanet eingerichtet worden war, wurde von 1921 bis 1977 betrieben; das Gebäude des estació de trens (Bahnhofs) d’Artà wird heute als Informations- und Ausstellungszentrum genutzt. Zwar betrieb die Firma Serveis Ferroviaris de Mallorca, das 1994 von der Govern (Regierung) de les Illes Balears gegründete Eisenbahnunternehmen, ab 2007 eine Wiedereröffnung der Eisenbahnlinie Manacor – Artà. Doch wurden die Arbeiten nach der Fertigstellung von etwa 19 Prozent des Projektes bereits 2011 nach einem Erdrutsch und einem Finanzierungsproblem wieder eingestellt; die ehemalige Bahnstrecke wird seit 2014 als Fuß- und Radweg genutzt, der als „via Verda (Grünes Gleis)“ bezeichnet wird.

Artà – Puig de Sant Salvador de s’Almudaina d’Artà – Südwestliche Ansicht – 2019

Die església parroquial (Pfarrkirche) de sa Transfiguració des Senyor und das santuari (Heiligtum) de Sant Salvador d‘Artà prägen das Stadtbild von Artà. Sie ragen nicht nur deutlich aus der Wohnbebauung heraus, vielmehr sind sie durch ihre Lage auf dem Hang und dem Gipfel des puig de Sant Salvador de s’Almudaina d‘Artà bereits aus weiter Entfernung zu sehen. Die Verbindung zwischen der Kirche und dem Heiligtum führt über den oberen Teil der escala (Treppe) des Calvari d’Artà; die einhundertachtzig Stufen der Kalvarientreppe werden von Steinkreuzen und Zypressen begleitet.

Der Stadtkern entlang der carrer de Ciutat und der carrer d’Antoni Blanes i Joan hat sich eine ländliche Gemütlichkeit bewahrt, die entspannt auf seine Besucher einwirkt. Statt auf austauschbare Souvenirshops, die die touristischen Hochburgen der Insel prägen, trifft der Besucher in Artà auf eine Vielzahl von originellen Geschäften, die auch im Winter betrieben werden und dem Stadtkern eine ganzjährige Lebendigkeit geben. Neben Boutiquen mit farbenfrohen Kleidungsstücken aus Naturmaterialien und kreativen Wohnaccessoires finden sich Galerien und Gourmetläden, in denen mallorquinische Leckereien in langer Tradition vertrieben werden; so reicht die Geschichte der Bäckerei Ca’n Matemales bis 1944 zurück.