Etwa ab 1879 begann der Priester, Schriftsteller und Sprachwissenschaftler Antoni Maria Alcover i Sureda (*1862 bis 1932) mit der Sammlung und Niederschrift der Fabeln, Geschichten, Legenden, Märchen und Sagen, die auf Mallorca zuvor nur mündlich weitergegeben worden waren. Seine Absicht war es nicht, eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Erzählungen vorzunehmen, vielmehr wollte er die kulturellen Schätze der Insel der breiten Bevölkerung zugänglich machen und für die Zukunft konservieren. Vor dem Hintergrund dieses Gedankens ist verständlich und verzeihbar, dass er die ihm zugetragenen Erzählungen mit eigenen Ideen vervollständigte, soweit sie nur noch unvollständig nachzuvollziehen waren.
Im 1931 erschienenen Beitrag „Com he fet mon Aplech de Rondayes Mallorquines (Wie ich meine Sammlung mallorquinischer Märchen erstellt habe)“, den Alcover auf Bitten des Sprachwissenschaftlers Leo Spitzer (*1887 bis 1960) in der Zeitschrift für Romanische Philologie veröffentlichte, erläuterte er seine Arbeitsweise: Die Erzählung, die ihm seine Quelle nach der mündlichen Überlieferung geschildert hatte, hielt er in einer ersten Formulierung in seinem Notizbuch fest, zuweilen bereits sehr ausführlich. Unter Auswertung aller ihm geschilderten Versionen der Erzählung arbeitete er seine Notizen literarisch aus, indem er einen ausdehnenden Stil und eine vielfältige Sprache einsetzte, die tief in der mallorquinischen Lebensart wurzeln.
Ab 1880 brachte Alcover als Jordi d’es Recó auch in den Zeitschriften Almanaque de las Islas Baleares, Arxiu de Tradicions Populars, Bolletí de la Societat Arqueològica Lul·liana, El Áncora, El Isleño, El Tambor, Es Pagès Mallorquí, La Tradició Catalana, La Voz de Sóller, L’Ignorància, Mallorca Dominical und Museo Balear einige Beiträge heraus, die begierig von den Lesern aufgenommen wurden. Der Erfolg der Publikationen spornte ihn an, von 1886 bis 1931 mit der Aplec de Rondaies mallorquines d’en Jordi d’es Recó (Sammlung mallorquinischer Märchen von Jordi d’es Recó) in dreizehn Bänden mehr als vierhundert Erzählungen zu sammeln und in Katalanisch zu veröffentlichen.
Bis heute wurden die Bücher in verschiedenen Ausgestaltungen mehrfach erneut verlegt, so auch von dem Schriftsteller Francesc de Borja Moll i Casasnovas (*1903 bis 1991), der in seiner Jugendzeit als Assistent von Alcover tätig gewesen war. Er ordnete die Erzählungen nicht nur neu, sondern ergänzte sie auch um bislang nicht publizierte Erzählungen, sodass er von 1968 bis 1975 schließlich vierundzwanzig Bände herausgab.
Mit jeder einzelnen Erzählung gibt Alcover auch ihre Herkunft bekannt, die er akribisch festgehalten hatte. Er benennt die Personen und die Wohnorte seiner Quellen, die Rückschlüsse auf die Verbreitung der einzelnen Erzählung zulassen. So kann auf Grund der Anzahl der Quellen auf ihren persönlichen Bekanntheitsgrad geschlossen werden. So kann anhand der Nennung der Wohnorte auf ihren räumlichen Publizitätsgrad gefolgert werden.
Die Bedeutung der Aplec de Rondaies mallorquines d’en Jordi d’es Recó liegt nicht allein in der Sammlung und Konservierung der Erzählungen. Sie ist vielmehr auch vor dem Hintergrund der zentralspanisch ausgerichteten Politik zu bewerten, die die Betonung von regionalen Besonderheiten nicht wünschte oder sogar untersagte. Bereits nach der Veröffentlichung während der Zeit des (Zweiten) Königreichs Spanien (1874 bis 1931) wurde die Sammlung mit zahlreichen euphemistischen Aussagen gelobt, die die wahren Gedanken der Kritiker offenbarten. Vollends gegen den gesellschaftlichen Zeitgeist verwandt, wurde die Sammlung während der Zeit des Franquismus (1936 bis 1977) als zahlreiche Erzählungen von 1959 bis 1975 als Hörspiel aufgenommen und von Radio Popular de Mallorca ausgestrahlt wurden; das Programm, an dem Borja Moll mitgewirkt hatte, war der größte Erfolg des Radiosenders.