Sinan Reis der Jude – Der Schrecken von Santanyí

Über die Abstammung des Sinan Reis des Juden ist nur wenig bekannt.

Die vergangenen Quellen der Araber schweigen über seine Herkunft.

Der Historiker Francisco López de Gómara (*1511 bis 1559/66) behauptete in der Crónica de los corsarios Barbarroja (Chronik der Korsaren Barbarossas), die ab 1851 im Memorial histórico español (Spanisches historisches Denkmal) erneut verlegt wurde, dass er seinen Beinamen nicht seiner Abstammung, sondern einer gelungenen Flucht vor einer christlichen Flotte zu verdanken habe. Der Herausgeber des Memorial histórico español wiederum spekulierte, dass er seinen Namensanhang wegen seines Interesses für die Astrologie erhalten habe.

Die gegenwärtige Geschichtsforschung entnimmt gerade dem Beinamen einen Hinweis auf seine Herkunft.

Sinan sei als Teil einer sephardisch-jüdischen Familie auf der Iberischen Halbinsel geboren worden. Er sei auf die Reconquista (722 bis 1492), die die Befreiung der Iberischen Halbinsel von der arabischen Besetzung bewirkt hatte, mit seiner Familie nach Smyrna, dem heutigen Izmir, umgesiedelt.

Er schloss sich dem Schiffsverband des Großadmirals Ḫair ad-Dīn gen. Barbarossa (*um 1478 bis 1546) an, der unter der Flagge des Osmanischen Reichs eine große Anzahl von Karper-, Plünder- und Kriegsfahrten insbesondere im westlichen Mittelmeer unternahm. Er stieg in der Flotte nicht nur zum Admiral auf, vielmehr erwarb er sich bei den Gegnern des Osmanischen Reichs auch einen gefürchteten Ruf.

Am 3. Oktober 1531 wandte er sich mit etwa zweihundert Barbaresken gegen Santanyí, das dem Angriff schutzlos ausgeliefert war. Auf die Plünderung der Stadt verschleppten die Barbaresken noch zweiundfünfzig santanyiners und santanyineres, sodass Antoni Desí vor den Corts (Höfe = Parlamentskammern) de Montsó unter namentlicher Benennung des Barbareskenführers für die Errichtung einer Stadtmauer warb.

Ein 1533 in Englisch erstelltes Staatspapier des (Ersten) Königreichs England enthält den Hinweis:

„As to Coron, it was reported at Rome a few days ago that Andrea Doria was informed that the famous jewish pirate had prepared a strong fleet to meet the Spanish galleys which are to join Doria’s nineteen.“

„Wie nach Coruña, so wurde vor einigen Tagen in Rom berichtet, dass Andrea Doria benachrichtigt worden sei, dass der berühmte jüdische Pirat eine starke Flotte vorbereitet habe, um den spanischen Galeeren entgegenzutreten, die sich Dorias neunzehn anschließen sollen.“

Während der Seeschlacht von Preveza, die am 28. September 1538 vor dem Ambrakischen Golf zwischen den Schiffsverbänden des Osmanischen Reichs und der Heiligen Liga, bestehend aus dem Status Pontificius, dem Souveränen Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem, von Rodos und von Malta, dem (Ersten) Königreich Spanien, der Republik Genua sowie der Republik Venedig, geführt wurde, ließ Ḫair ad-Dīn auf seine Veranlassung einige Truppen in Actium, dem Gebiet des heutigen Flughafens Aktio, an Land gehen, die die Schiffe der Heiligen Liga vom Land bedrohten und damit ihre Bewegungsmöglichkeiten vor der Küste einschränkten. Der ihm erteilten Empfehlung kam Ḫair ad-Dīn zwar nur widerstrebend nach, doch stellte sich gerade diese Maßnahme später als eine wesentliche Entscheidung für seinen Sieg über den Schiffsverband der Heiligen Liga dar, der von der osmanischen Flotte nahezu vollständig aufgerieben wurde.

Sinan starb 1546.