Santuari de Sant Salvador de Felanitx

Der etwa 478 Meter hohe puig des Milà und der etwa 510 Meter aufragende puig de Sant Salvador liegen südöstlich von Felanitx.

Santuari de Sant Salvador – Südliche Ansicht – 2012

Deutlich sichtbar erhebt sich das creu des Picot auf dem puig des Milà. Ebenfalls weithin auffällig thront das santuari de Sant Salvador de Felanitx (Heiligtum des Heiligen Erlösers von Felanitx) (39.455496 N, 3.185780 O), das vom monument des Crist Rei begleitet wird, auf dem puig de Sant Salvador.

Die Berge werden über die Landstraße MA-4011 erschlossen. Die in Serpentinen verlaufende Zuwegung führt an der Kuppe des puig des Milà vorbei und endet auf dem Gipfel des puig de Sant Salvador.

Die Straße wurde von 1917 bis 1923 von Miquel Rigo i Puig angelegt; sie wurde 1964 asphaltiert. Die Gemeinde Felanitx ehrte Rigo für seine Leistung, indem sie 1956 die linksseitig des Eingangs zum santuari de Sant Salvador de Felanitx angebrachte Steintafel veranlasste:

Santuari de Sant Salvador – Gedenktafel für Miquel Rigo i Puig – 2022

„A MIQUEL RIGO I PUIG / PRIMER PRESIDENT DEL CIRCOL RECREATIU QUE AMB LA FE D’UNA ARDENTA VOLUNTAT ACONSEGUI LA CONSTRUCCIO DEL NOU CAMI DE SANT SALVADOR / LA CIUTAT DE FELANITX EN RECONEIXEMENT A LA SEVA LLOABLE LABOR LI TRIBUTA L’HOMENATGE D’AQUESTA LAPIDA / ANY MCMLVI“

„Für Miquel Rigo i Puig / Erster Präsident des Círcol Recreatiu, der mit dem Glauben eines brennenden Willens den Bau des neuen Weges von Sant Salvador erreichte / Die Stadt Felanitx verleiht ihm in Anerkennung seiner lobenswerten Arbeit die Ehrung durch diese Steintafel / Jahr 1956“

Nach der Legende soll die religiöse Bedeutung der Bergregion auf den Dominikaner Romeo de Burguera zurückgehen, der in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in der am puig de Sant Salvador gelegenen cova de s’Ermità gehaust haben soll. Nach dem religiösen und gebildeten Einsiedler wird das santuari de Sant Salvador de Felanitx auch als ermita de Sant Salvador de Felanitx bezeichnet.

Nachdem die Pest ab den 1330er Jahren in Westasien und Osteuropa aufgetreten war, gelangte sie 1348 auch nach Mallorca. Ihr fielen auf der Insel etwa 20 Prozent der Bevölkerung zum Opfer, während in Felanitx sogar etwa 50 Prozent der Einwohner an der Seuche verstarben. Nachdem die Epidemie abgeklungen war, kam bei den überlebenden felanitxers und felanitxeres das Bedürfnis auf, Gott für ihre Rettung zu danken. Während sich die Einwohner von Felanitx an Berenguer Batle, den Bischof von Mallorca (1332 bis 1349) wandten, schrieb der Burgherr des castell de Santueri an den aragonesischen König Pero IV den Zeremoniösen (1336 bis 1387), um die Erlaubnis zur Errichtung einer Kapelle auf dem puig de Sant Salvador einzuholen. Nachdem ein einfaches Bethaus erbaut worden war, verfügte Pero IV eine Stiftung zur Lesung der Messe, die von dem Ordensbruder Pedro Bosch als dem ersten Verwalter der Kapelle abgehalten worden sein soll.

Das Bethaus, das als capella de Sant Salvador bezeichnet wurde, war dem Gottessohn Jesus Christus dem Erlöser geweiht. Sein Name knüpfte an die Rettung der überlebenden Mallorquiner vor dem Schwarzen Tod an.

Die Rückwand des Hochaltars bestand aus einem Flachrelief, das seit 1453 zunächst eine Kapelle der església parroquial de Sant Miquel in Felanitx geschmückt hatte. Es wurde sodann aber von 1576 bis 1589 in die capella de Sant Salvador verbracht.

Heute prägt das Flachrelief eine Kapelle der heutigen Kirche.

Das Bethaus entwickelte sich schon bald zu einem Wallfahrtsort.

Die heutige Gesamtanlage, die auch als Fluchtfestung ausgestaltet wurde, wurde von 1707 bis 1715 erbaut. Während sie zunächst als Kirche und Kloster diente, wird sie nunmehr als Kirche, Herberge und Gaststätte genutzt. Die heutige Kirche wurde am 24. August 1716 der Mare de Déu de Sant Salvador (Muttergottes des Heiligen Erlösers) geweiht, deren Verehrung neben Jesus Christus dem Erlöser im 15. Jahrhundert aufgekommen war.

Santuari de Sant Salvador – Nördliche Ansicht – 2012

Das Bauwerk wird durch ein ausladendes Portal betreten.

Oberhalb des Eingangs ist eine Figur der Heiligen Muttergottes Maria in einer Nische aufgestellt. Ihre Herkunft ist bis heute ungeklärt.

Auf einen überdachten Vorbereich folgt die Halle des ehemaligen Klosters, deren Empore über zwei Treppen erschlossen wird. Neben einigen Gemälden wird die Halle von einem Relief geschmückt, auf dem das letzte Abendmahl des Jesus Christus dargestellt ist; das Kunstwerk ist eine Nachbildung des Steinschnitts, der sich in Palma an der catedral de Santa Maria über dem portal des Mirador befindet. Auch einige Trikots des Radrennfahrers Guillermo Timoner i Obrador (*1926), die ihm zwischen 1955 und 1965 bei sechs Weltmeisterschaften in der Disziplin der Steher verliehen worden sind, werden in der Halle ausgestellt; der aus Felanitx stammende Timoner trainierte regelmäßig am puig de Sant Salvador.

Santuari de Sant Salvador – Halle – 2022

Der Vorbereich und der Innenhof sind mit zwei auf Keramikfliesen aufgebrachten Inschriften verziert, die Werke des Dichters Llorenç Riber i Campins (*1881 bis 1958) und des Schriftstellers Mateu Obrador i Bennàssar (*1852 bis 1909) wiedergeben:

Santuari de Sant Salvador – Gedicht von Llorenç Riber i Campins – 2022

„IOH LLUNA BLANCA DE PESCADORS AMIGA I DE PAGESOS / OH ROMANÍ FLORIT DINS UNA ENCLETXA / BELLA SARMENT EN FLOR I FRUIT / OH ESPIGA QUI VA GRANAR EL BLAT DIVÍ QUI FORMA UN PA TOT BLANC I QUE ASSACIA SEMPRE / MN. LLORENÇ RIBER“

„Joh, weißer Mond der freundlichen Fischer und der Bauern / Oh, blühender Rosmarin in einem Spalt / Schöne Blüten und Früchte an Weinreben / Oh, Ähre, die den göttlichen Weizen wachsen lässt, der ein völlig weißes Brot formt und immer sättigend ist / Mn. Llorenç Riber“

Santuari de Sant Salvador – Gedicht von Mateu Obrador i Bennàssar – 2022

„ELS QUI PEL MÓN TRAGINEN FEIXUC FARCELL DE PENES / ELS QUI DE DOL I ANGOIXA SENTEN SON COR MALALT / ELS QUI DEL DUBTE VIVEN ADINS LA FOSCA COVA / ELS QUI, CREIENTS, ENYOREN ETERNA VIDA NOVA / ! QUE VÉNGUIN AQUÍ DALT ! / MATEU OBRADOR“

„Die, die ein schweres Bündel des Kummers durch die Welt befördern / Die, die Trauer und Angst verspüren, haben ein krankes Herz / Die, die zweifeln, leben in der dunklen Höhle / Die, Gläubigen, die sich nach einem ewigen neuen Leben sehnen / Die lasst hier heraufkommen / Mateu Obrador“

Die església de sa Mare de Déu de Sant Salvador verfügt lediglich über ein Kirchenschiff.

Auf der rechten Seite unterhalb des Treppenaufgangs befinden sich zunächst drei Krippen, die in einer nachgeahmten Höhle untergebracht sind und die nur durch drei mit Glas verschlossene Öffnungen betrachtet werden können. Sie stellen drei Geschehnisse im Zusammenhang mit der Geburt des Jesus Christus dar: Suche nach einer Herberge, Anbetung durch die Hirten und Besuch der Heiligen Drei Könige.

An beiden Seiten des Kirchenschiffs befinden sich mehrere Kapellen.

Die capella de sa Passió de sa Imatge des Crist ist die letzte Kapelle auf der rechten Seite.

Das Flachrelief, das 1716 als Rückwand des Hochaltars eingebaut wurde, stammt aus dem vormaligen Bethaus.

Es zeigt in neun Szenen die letzten Stunden des Jesus Christus, nämlich das Abendmahl, die Passion, die Kreuzigung und die Auferstehung. Das aus Sandstein herausgearbeitete Kunstwerk erreicht eine Höhe von etwa 3 Meter und eine Breite von etwa 2 Meter.

Es soll nach älteren Auffassungen um 1453 von dem Architekten und Bildhauer Guillem Sagrera (*1380 bis 1456) geschaffen worden sein. Es wird nach neueren Meinungen aber dem Bildhauer Huguet Barxa (*1427 bis 1462) zugeordnet, der es von 1448 bis 1453 geschnitten haben soll; die farbliche Gestaltung soll von dem Maler Juan Marsol stammen.

Der obere Teil, der den Leidensweg, die Kreuzigung und die Auferstehung zeigt, folgt einem quadratischen Grundmuster. Um das zentrale Thema des gekreuzigten Jesus Christus, das die Fläche von zwei Quadraten einnimmt, gruppieren sich sieben Geschehnisse, die jeweils den Platz von einem Quadrat ausfüllen. Der untere Teil, der das Abendmahl darstellt, ist als eine Predella unterhalb von drei Quadraten ausgestaltet.

Das Flachrelief beinhaltet eine archetypische Darstellung des Antijudaismus.

Ein Jude soll 765 in Bayrut, dem heutigen Beirut, ein Gemälde beschädigt haben, das eine Darstellung des Jesus Christus des Erlösers gezeigt haben soll. Auf die Schändung soll Blut aus dem Bild getreten sein, das mit dem Blutwunder eine Vermenschlichung erfahren haben soll. Die Erzählung, die als Passio imaginis Salvatoris (Leidensweg des Bilds des Erlösers) in die Geschichte eingegangen ist, löste in der christlichen Gemeinschaft eine Debatte um die Rolle der Juden bei der Kreuzigung des Jesus Christus aus, mit der sich 787 auch das Zweite Konzil von Nicäa befasste. Es bestätigte das Geschehen nicht nur, sondern brachte die Juden damit auch in einen Zusammenhang mit der Kreuzigung, aus dem sich eine Gleichstellung des Gemäldes und des Gottessohns entwickelte: Der Jude wandte sich gegen Jesus Christus, der in der Form des Bildes gegenwärtig war!

Die Verantwortung der Juden für den Deizid an Jesus Christus drang fortan in die Kultur der christlichen Völker ein. Sie wurden in der schreibenden und der darstellenden Kunst nicht nur mit eindeutigen Kennzeichen versehen, insbesondere mit Gewand und Kopftuch sowie mit Judenhut. Vielmehr wurden sie in den Beschreibungen und den Bildnissen der Passion des Gottessohns auch als die das Geschehen bestimmenden Personen dargestellt.

Auf dem unteren linken Bild wird Jesus Christus nicht von einem römischen Soldaten, sondern von einem Juden ans Kreuz genagelt. Die mittlere linke Darstellung zeigt Juden, die ein Fest feiern, während Jesus Christus am Kreuz leidet. In der mittleren rechten Szene will ein Jude statt des römischen Legionärs Stephaton den Durst des ans Kreuz geschlagenen Jesus Christus mit Essig stillen. Auf der oberen rechten Darstellung wird die gegen den bereits tot am Kreuz hängenden Jesus Christus geführte Lanze nicht von dem römischen Zenturio Longinus gestoßen, sondern von einem Juden. Das untere mittlere Thema des gekreuzigten Jesus Christus, das sich über zwei Quadrate erstreckt, stellt einen Juden dar, dessen linker Arm auf den toten Jesus Christus zeigt; sein mit einer breiten Krempe und einer hohen Spitze versehener Judenhut ist deutlich zu erkennen.

Der vor der Apsis gelegene Altar schließt das Gotteshaus nicht ab. Über die an seinen beiden Seiten gelegenen Treppen wird der Zugang zu einer hinter dem Altar gelegenen Empore eröffnet, die zwischen 1934 und 1942 gestaltet wurde. Ihr von dem Bildhauer Tomàs Vila i Mayol (*um 1893 bis 1963) geschaffenes Retabel, das 1942 fertiggestellt wurde, präsentiert den Gläubigen die Statuette der Mare de Déu de Sant Salvador de Felanitx (Muttergottes des Heiligen Erlösers von Felanitx).

Església de sa Mare de Déu de Sant Salvador – Altar – 2022

Die aufwändig angelegte Rückwand besteht aus Alabaster, aus dessen Grundfläche sich zahlreiche Reliefs erheben. An jeder Seite wird das Retabel von zwei weißen Spiralsäulen eingerahmt, die von goldfarbenen Girlanden umschlugen sind. Es wird von einem goldfarbenen Baldachin überdacht, auf dem vier Engelsfiguren sitzen.

Die Inschriften des Retabels huldigen der Heiligen Maria in Latein:

„AVE MARIA / MATER DEI / GRATIA PLENA“

„Gegrüßt seist du Maria / Muttergottes / Voller Gnade“

„SALVE REGINA / MATER MISERICORDIAE“

„Sei gegrüßt Königin / Mutter der Barmherzigkeit“

Das Anwesen stand zunächst im Eigentum der Gemeinde Felanitx. Bis 1851 wurde das Heiligtum von einigen wenigen Einsiedlern betreut, denen das Leben auf dem puig de Sant Salvador aber zu mühsam wurde; für 1824 sind drei Eremiten belegt. Erst 1885 ersteigerte Joan Antoni Puig i Montserrat, der Bischof von Puerto Rico (1874 bis 1894), das Gelände, um es einer erneuten religiösen Nutzung zuzuführen. Unter Einbeziehung der Gemeinde Felanitx und des Bistums Mallorca wurde 1891 die weitere Seelsorge im santuari de Sant Salvador auf die Congregació d’Ermitans de Sant Pau i Sant Antoni (Kongregation der Einsiedler von Sankt Paulus und Sankt Antonius) übertragen, die den aus Pollença stammenden Priester Mateo Alzamora zum Verwalter des Heiligtums bestimmte. Obwohl das Bistum Mallorca am 8. September 1934, dem Gedenktag der Mare de Déu de Sant Salvador, eine Übertragung des santuari de Sant Salvador auf die Pfarrgemeinde des Sant Miquel in Felanitx vornahm, führte die Congregació d’Ermitans de Sant Pau i Sant Antoni die Betreuung der Anlage noch bis 1992 weiter. Seitdem werden die Herberge, die über zwölf Gästezimmer verfügt, und die Gaststätte von zwei mallorquinischen Familien geleitet, die die Räumlichkeiten von der Pfarrgemeinde des Sant Miquel angemietet haben.

Während des Spanischen Bürgerkriegs (1936 bis 1939) wurden drei Bomben auf das santuari de Sant Salvador und eine Bombe auf das monument des Crist Rei abgeworfen. Die Sprengkörper richteten aber keine Beschädigungen an.