Die auf Mallorca gewachsene Trauerkultur unterscheidet sich in vielfältigen Erscheinungen von den deutschen Traditionen.
Der Tod eines Menschen wird nur selten mittels einer Traueranzeige in der Zeitung bekannt gemacht.
Er wird überwiegend mündlich von den nächsten Angehörigen an Verwandte, Freunde und Bekannte übermittelt, die die traurige Nachricht verbreiten. Er wird häufig zudem schriftlich durch esquelas mortuòrias (Trauermitteilungen) kundgetan, die an Hauseingängen oder in Geschäften angeschlagen werden. Auf den Aushängen, die etwa die Größe einer Postkarte haben, wird unter Beifügung eines Bildes an das Leben des Verstorbenen erinnert und zu seiner Beerdigung eingeladen: Name, Geburtstag, Todestag und Bestattungstermin.

Die Anteilnahme an der Trauer der Angehörigen ist eine gesellschaftliche Pflicht, die sowohl die Kondolierenden als auch die Trauernden betrifft. Einerseits erweisen die Anteilnehmenden nicht nur dem Verstorbenen die letzte Ehre, vielmehr leisten sie auch den Angehörigen sowohl praktische Hilfe als auch emotionalen Beistand. Andererseits nehmen die Angehörigen das Mitempfinden an, ohne durch Äußerungen auf eine stille Trauer hinzuwirken; die Bitte, von Beileidsbekundungen abzusehen, wäre undenkbar beleidigend!
Noch vor wenigen Jahrzehnten wurden die Trauerzeremonien in der Wohnung des Toten gepflegt. Obwohl der Leichnam, gerade auf Grund der hohen Temperaturen, schnell beigesetzt werden musste, wurde der Verschiedene einen Tag lang in seinem Bett aufgebahrt. Seine Besucher wurden mit einem Getränk begrüßt, bevor sie mit den als vetlla (Totenwache) anwesenden Frauen einige besondere Gebete sprachen. Die Frauen verbanden mit ihren Gebeten nicht nur Fürbitten für den Verstorbenen und die Hinterbliebenen, vielmehr beschrieben sie in ihren Lobpreisungen auch das Wiedersehen des Toten im Jenseits. Heute finden die Trauergebräuche in den tanatoris (Leichenhallen) der Friedhöfe statt, die für die vetlla, die über mehrere Stunden stattfindet, häufig über eine räumliche Zweiteilung verfügen. In einem Zimmer können sich die Besucher von dem in einem Glaskasten aufgebahrten Verstorbenen verabschieden, während in dem anderen Raum eine Trauer auch ohne eine Sicht auf den Leichnam möglich ist.
Der Verschiedene wird noch am Tag der vetlla zur letzten Ruhe verbracht. Er wird dabei nicht von seinen Freunden und Bekannten begleitet, sondern nur von seiner Familie.

Die Beisetzung erfolgt entweder in unterirdischen Grabkammern oder in oberirdischen Grabnischen. Gleich einem mit einer Steinplatte verschlossenen Kellerraum bieten die Grabkammern ausreichend Platz für mehrere Särge. Die Grabnischen, die nur einen Sarg aufnehmen können, gleichen zugemauerten Regalfächern, die in langen Gebäuden über- und nebeneinander gelegen sind.
Die Gräber sind oft nicht nur mit dem Namen, dem Geburtstag und dem Todestag des Verstorbenen versehen. Sie sind vielmehr häufig auch mit einem Bild des Verschiedenen geschmückt, das die ewige Erinnerung an sein Aussehen erleichtert.
Erst auf die Beisetzung wird für den Verstorbenen eine Totenmesse abgehalten, an der alle Verwandte, Freunde und Bekannte des Toten teilnehmen. Sie findet gewöhnlich an dem auf die Beisetzung folgenden Tag statt, sofern es sich nicht um ein Wochenende handelt. Während die Angehörigen des Verschiedenen in schwarzer und dunkler Kleidung nach Geschlechtern getrennt in den vordersten Bankreihen der Kirche sitzen, versammelt sich die weitere Trauergemeinde, auch in bunter Kleidung, hinter den Angehörigen. Am Ende der Totenmesse begeben sich die Trauergäste, diszipliniert geordnet von hinten nach vorne, in einer langen Reihe zuerst zu den weiblichen und sodann zu den männlichen Angehörigen des Verschiedenen, um ihnen ihr Mitgefühl auszusprechen: „El meu més sentit condol (Mein großes empfindsames Beileid)“. Zwar versammeln sich noch viele Trauernde nach der Totenmesse für einige Zeit vor der Kirche, doch zerstreuen sie sich sodann ohne dass ein Leichenschmaus abgehalten wird.
Zur dauernden Erinnerung an den Verstorbenen werden targetes de recordatori (Erinnerungskarten) verteilt. Sie geben nicht nur den Namen, den Geburtstag, den Todestag und das Konterfei des Verschiedenen wider, sondern sind häufig auch mit einem Gebet oder Gedicht versehen.
Dem Gedenken an die Toten ist der 1. November gewidmet, an dem das Fest der Allerheiligen gefeiert wird, das in Spanien einen gesetzlichen Feiertag begründet. Die Gräber werden mit Blumen geschmückt, sodass sich die Friedhöfe in ein Meer aus Blüten verwandeln, das von vielen Angehörigen zum stillen Gedenken besucht wird.