Hänsel und Gretel oder: Ein Streifzug über das cap des Pinar

Über eine Strecke von etwa 4,7 Kilometer weisen uns rote Markierungen den Weg über das cap des Pinar. Sie führen uns, anders als die von Vögeln aufgepickten Brotkrumen im Märchen von Hänsel und Gretel, verlässlich über den Hang des puig des Moro hinauf auf den Gipfel des puig Negre de sa Torre und entlang des Kamms des puig de s’Orelleta.

Costa des Pins – Cap des Pinar – Südliche Ansicht – 2024

Wir beginnen unsere Wanderung in Costa des Pins an der Avinguda del Pinar an dem Anwesen mit der Hausnummer 105 (39.634079 N, 3.427548 O). Westlich des Grundstücks führt ein befestigter Weg nach Norden auf die Flanke des puig des Moro.

Costa des Pins – Avinguda del Pinar – 2024

Nachdem wir dem Weg etwa 55 Meter gefolgt sind, sehen wir unmittelbar vor uns eine Aleppo-Kiefer, auf deren Stamm ein rotes Zeichen aufgebracht ist: Ein nach Westen deutender Pfeil!

Costa des Pins – Avinguda del Pinar – 2024

Die roten Markierungen werden uns während unseres gesamten Wegs ein treuer Begleiter sein. Sie präsentieren sich in Abständen von etwa 5 bis 7 Meter zumeist in der Form von Punkten, zuweilen aber auch in der Form von Pfeilen, auf Steinen, Felsen oder Bäumen. Zwar sind die roten Zeichen durch die Einflüsse von Sonne und Wasser vereinzelt verwittert, doch lässt ihre enge Abfolge den Weg stets erkennen.

Der Pfad verläuft zunächst flach.

Wir betreten das mit vereinzelten Aleppo-Kiefern durchwachsene Gebüsch in westlicher Richtung und gelangen nach etwa 35 Meter auf eine Freifläche, die spärlich mit Gräsern und Sträuchern bewachsen ist. Auf der Freifläche wenden wir uns zunächst nach Süden und folgen dem Trail sodann in westlicher Richtung entlang der Grundstücksgrenzen der an unserer Seite gelegenen Häuser.

Puig des Moro – 2024

Nunmehr steigt der Pfad an.

Nach etwa 140 Meter wenden wir uns nach Nordwesten, um dem über die Flanke des puig des Moro führenden Steig zu folgen. Unsere Wanderung führt uns weiter über die spärlich mit Gräsern und Sträuchern bewachsene Freifläche, aus der sich nur vereinzelte Bäume erheben, nämlich Aleppo-Kiefern und Olivenbäume. In einer kontinuierlichen Steigung führt uns der Trail nach etwa 330 Meter an einen Bergsturz, dessen Geröll wir jedoch ohne besondere Schwierigkeiten überwinden.

Puig des Moro – 2024
Puig des Moro – Bergsturz – 2024

Nachdem wir das Hindernis hinter uns gelassen haben, folgen wir dem Pfad in nördlicher Richtung, wobei wir bogenförmig um den puig des Moro herumlaufen; sein Gipfel erhebt sich stetig in beeindruckender Mächtigkeit an unserer Seite!

Puig des Moro – 2024
Puig des Moro – 2024
Puig des Moro – Blick auf den Gipfel – 2024

Mit der zunehmenden Anzahl von Bäumen gelangen wir nahezu fließend in einen Wald aus Aleppo-Kiefern, dessen Boden üppig mit Gräsern bewachsen ist.

Puig des Moro – 2024
Puig des Moro – 2024

Die Aleppo-Kiefer ist ein im Mittelmeerraum weit verbreiteter Nadelbaum.

Sie wird im Sprachgebrauch, aber auch in den Medien, häufig als Pinie bezeichnet, die auf Mallorca allerdings eher selten vorkommt. Ihren Grund hat die Verwechselung in einer fehlerhaften Übertragung aus dem Englischen: Der Begriff „pine“, der eine Kiefer bezeichnet, wird häufig fälschlich als Pinie übersetzt.

Die Aleppo-Kiefer wächst etwa 10 bis 20 Meter in die Höhe, selten auch etwa 25 Meter. Ihr Stamm, der einen Durchmesser von etwa 70 bis 80 Zentimeter erreicht, ist zumeist krumm gewachsen. Die Kronenform der Aleppo-Kiefer verändert sich mit ihrem zunehmenden Alter: Ein junger Baum verfügt über eine konische und geschlossene Krone, während ein alter Baum eine stockwerkartige und breite Krone hat.

Die Aleppo-Kiefer kann unterschiedliche Wurzelwerke ausbilden: Auf tiefgründigen und gutdrainierten Böden treibt sie ihre Pfahlwurzeln, deren Haupt- und Nebenwurzeln bis zu etwa 3 Meter in die Tiefe dringen. Auf flachgründigen Flächen sendet sie ihre Flachwurzeln aus, die einen starken und breiten Teller um den Baum schaffen.

Die Zapfen, die eine Länge von etwa 4 bis 10 Zentimeter erreichen, sind eiförmig.

Die Aleppo-Kiefer ist zwar kein Pyrophyt: Ihre Keimrate von etwa 90 Prozent wird durch Feuer nicht erhöht. Sie besiedelt aber häufig von Bränden betroffene Flächen, da sich ihre Zapfen nach einem Waldbrand schnell öffnen.

Die Aleppo-Kiefer ist ein wichtiger Forstbaum.

Noch vor einigen Jahrzehnten wurde die Gewinnung von Harz betrieben. Die Rinde der Aleppo-Kiefer wurde in schräg verlaufenden Rillen eingeschnitten, über die das auslaufende Harz in Auffangbehälter abtransportiert wurde. Die gewonnene Masse wurde in Siedereien nicht nur zu Pech verarbeitet, das insbesondere im Schiffsbau zur Abdichtung verwandt wurde. Sie wurde vielmehr auch wegen ihrer Entzündungshemmung in Heilmitteln und wegen ihrer Bindefähigkeit in Farbmischungen eingesetzt. Mit dem Aufstieg der chemischen Industrie ging der Verfall der wirtschaftlichen Bedeutung des natürlichen Harzes einher.

Bis heute noch genutzt wird aber das Holz, das allerdings nur von mittlerer Qualität ist. Es wird zu Bauholz und Spanplatten, aber auch zu Fässern und Möbeln verarbeitet.

Nach etwa 350 Meter öffnet sich der Wald plötzlich zu einer kleinen Lichtung, die entlang des Hangs verläuft und nahezu wie ein Wirtschaftsweg erscheint. Die Lichtung eröffnet uns den Blick auf die Höhen, die wir erklimmen wollen.

Puig des Moro – Lichtung – 2024
Puig de s’Orelleta und puig Negre de sa Torre – 2024

Obwohl uns die roten Punkte weiterhin nach Norden zu führen scheinen, wendet sich der Trail nunmehr in östliche Richtung. Nur wenige Meter östlich der Waldblöße finden sich wieder die roten Markierungen, die uns über den steil aufsteigenden Pfad, der auch eine etwa 3 Meter hohe Kletterpassage beinhaltet, in östlicher Richtung bis an die Gipfelklippe des puig des Moro heranführen.

Puig des Moro – 2024
Puig des Moro – Kletterpassage – 2024
Puig des Moro – Blick auf den Gipfel – 2024

Der Trail verläuft jetzt wieder flach.

Nachdem wir nach etwa 55 Meter die Felswand erreicht haben, folgen wir dem Pfad in nördlicher Richtung. Über die Flanke des puig des Moro gelangen wir weiterhin durch den Wald aus Aleppo-Kiefern nach etwa 260 Meter auf den Rücken des puig Negre de sa Torre, der nur noch licht mit Aleppo-Kiefern bewachsen ist.

Puig des Moro – 2024
Puig Negre de sa Torre – 2024

Jetzt geht der Pfad wieder in eine Steigung über.

Über etwa 290 Meter erklimmen wir weiterhin in nördlicher Richtung den Berggipfel.

Puig Negre de sa Torre – 2024

Die Kuppe besteht aus einem Felsblock, der sich mit nahezu senkrechten Wänden aus der ihn umgebenden Landschaft heraushebt. Sie verfügt nur über eine kleine Fläche von etwa 5 mal 15 Meter.

Puig Negre de sa Torre – 2024

Der etwa 276 Meter hohe puig Negre de sa Torre entschädigt uns mit einer großartigen Aussicht für unseren mühevollen Aufstieg.

Nach Nordosten schweift unser Blick nicht nur über Canyamel. Der Ort umschmiegt den embarcador des Rei, der vom cap Vermell begrenzt wird, in dem die coves d’Artà genau zu sehen sind. In nordöstlicher Richtung reicht unser Auge vielmehr bis nach Cala Rajada, dessen Hafen wir deutlich erkennen. Nach Süden reicht unsere Sicht nicht nur über die badia de Son Servera, die von Cala Millor gesäumt und von der punta de n’Amer begrenzt wird. Vielmehr sehen wir am südwestlichen Horizont auch den puig de Randa, dessen Form eines Tafelbergs ihn unverwechselbar macht.

Puig Negre de sa Torre – Westlicher Ausblick – 2024

Den Berggipfel verlassen wir an seiner nördlichen Seite.

Der Trail ist nunmehr abschüssig.

Nachdem wir eine etwa 5 Meter tiefe Kletterstrecke überwunden haben, gelangen wir auf einen Pfad, der an beiden Seiten von Macchien gesäumt ist.

Puig Negre de sa Torre – Kletterpassage – 2024

Die Macchie ist eine für den westlichen Mittelmeerraum charakteristische Vegetationszone.

Sie ist für Menschen und Tiere nur schwer zu durchdringen, da ihr dichter Bewuchs kaum einen Raum zur Fortbewegung lässt. Die Äste ihrer Sträucher sind nicht nur ineinander verflochten, sondern werden häufig auch von dorn- oder stachelbesetzten Lianen durchzogen. Sie bildet ein immergrünes Blätterdach, das auf dem Boden nur eine schüttere Krautschicht gedeihen lässt.

Sie ging aus Wäldern hervor, die durch den Menschen übernutzt wurden. Eine über Jahrhunderte andauernde Holzentnahme insbesondere zur Beheizung, zum Haus- und Schiffsbau sowie zur Verhüttung führte zur Degradation der Wälder.

Ihre Vegetation erreicht eine Höhe von etwa 3 bis 5 Meter.

Häufig sind Baumheiden, Johannisbrotbäume, Kermeseichen, Olivenbäume und Steineichen an ihr beteiligt, die von Breitblättrigen Steinlinden, Stechpalmen-Kreuzdorn, Strauchigem Gamander, Terpentin-Pistazien und Wilden Pistazien begleitet werden. Oft ist sie von Baum-Wolfsmilch, Rauen Stechwinden, Salbeiblättrigen Zistrosen, Schopf-Lavendel und Spitzblättrigem Spargel durchwachsen.

In nördlicher Richtung bringt er uns nach etwa 190 Meter auf den nur wenig bewachsenen Hang des puig de s’Orelleta, der sich ausladend nach Westen erstreckt.

Puig Negre de sa Torre – 2024
Puig Negre de sa Torre – 2024
Puig de s’Orelleta – 2024

Jetzt steigt der Pfad wieder an.

Er führt uns in nordwestlicher Richtung bis kurz unterhalb des Kamms des Bergmassivs. Unmittelbar vor uns erhebt sich plötzlich das unwirklich anmutende forat de s’Orelleta: Das Felsentor erscheint uns, als ob Bauklötze von einem Riesen aufgestapelt worden seien.

Forat de s’Orelleta – 2024

Der Trail wird nunmehr erneut flach.

Nach etwa 60 Meter schwenkt er in westliche Richtung und bringt uns zur westlichen Klippe des puig de s’Orelleta, die wir nach etwa 285 Meter erreichen. Ein roter Punkt im Norden der steil aufsteigenden Felswand zeigt uns zwar den weiteren Verlauf des Pfads, doch befinden wir uns noch etwa 15 Höhenmeter unterhalb der mirador des Puig de s’Orelleta.

Puig de s’Orelleta – 2024
Puig de s’Orelleta – 2024

Wir nehmen den kleinen Umweg in Kauf und steigen etwa 45 Meter zu dem Aussichtspunkt hinauf. Von dort kehren wir später über etwa 45 Meter zu der roten Markierung im Norden der steil aufsteigenden Felswand zurück.

Puig de s’Orelleta – Aufstieg zur mirador des Puig de s’Orelleta – 2024

Die Kuppe besteht ebenfalls aus einem Felsblock, der sich mit nahezu senkrechten Wänden aus der ihn umgebenden Landschaft heraushebt. Sie verfügt auch nur über eine kleine Fläche von etwa 5 mal 15 Meter.

Zwar bietet uns auch die etwa 252 Meter hohe mirador des Puig de s’Orelleta einen fabelhaften Ausblick: Canyamel und Cala Millor. Seinen besonderen Reiz erfährt er jedoch durch die Höhe seiner westlichen Klippe, die uns nahezu senkrecht auf den „nur“ etwa 142 Meter hohen coll Baix hinabblicken lässt, der zwischen dem puig de Son Jordi und dem puig de s’Orelleta verläuft: Eindrucksvoll und beängstigend zugleich!

Mirador des Puig de s’Orelleta – Blick auf den coll Baix – 2024
Mirador des Puig de s’Orelleta – Blick auf den puig de Son Jordi – 2024

Im Weiteren verläuft der Pfad abfallend.

Über eine etwa 10 Meter tiefe Kletterpassage gelangen wir auf einen etwa 2 Meter breiten Vorsprung, der uns in westliche Richtung führt. Während wir auf unserer einen Seite die senkrecht aufsteigende Felswand der mirador des Puig de s’Orelleta haben, begleitet uns auf unserer anderen Seite der etwa 40 Meter tiefe Abgrund, in dem wir von oben auf die Wipfel eines Walds aus Aleppo-Kiefern schauen.

Puig de s’Orelleta – Kletterpassage – Blick von oben – 2024
Puig de s’Orelleta – Kletterpassage – Blick von unten – 2024
Puig de s’Orelleta – 2024

Nach etwa 60 Meter haben wir die Klippe umgangen und eine mit wenigen Sträuchern und Gräsern bewachsene Freifläche erreicht, die stark abschüssig ist.

Puig de s’Orelleta – 2024

Wir steigen in westlicher Richtung etwa 15 Meter hinab, um dem Trail zunächst nach Norden und sodann nach Osten und schließlich wieder nach Westen zu folgen. Dem in Serpentinen verlaufenden Pfad, der uns durch den Wald aus Aleppo-Kiefern leitet, folgen wir über etwa 140 Meter zurück auf die Freifläche, deren Hang nunmehr weniger steil ist.

Puig de s’Orelleta – 2024
Puig de s’Orelleta – 2024

Wir steigen den Trail in nordwestlicher Richtung hinab bis wir nach etwa 150 Meter den höchsten Punkt des coll Baix erreichen. Der Pass durchschneidet die serra de Son Jordi und schafft eine Verbindung zwischen Canyamel und Costa des Pins.

Puig de s’Orelleta – 2024
Coll Baix – 2024
Coll Baix – Blick auf die mirador des Puig de s’Orelleta – 2024

In südlicher Richtung bringt uns der Pfad durch einen Wald aus Aleppo-Kiefern nach etwa 560 Meter an den Golfplatz des Club de Golf (Golfclub) de Son Servera.

Coll Baix – 2024
Coll Baix – Club de Golf de Son Servera – 2024

Der Trail ist jetzt wieder flach.

Entlang des Golfplatzes verläuft er zunächst in östlicher Richtung, bevor er nach etwa 280 Meter seine Richtung wechselt. Über den nunmehr nach Süden aber immer noch entlang des Golfplatzes verlaufenden Pfad gelangen wir nach etwa 420 Meter an einen befestigten Weg, den wir durch ein Drehkreuz betreten.

Club de Golf de Son Servera – 2024
Club de Golf de Son Servera – Zugang zur carrer del Romaní – 2024

Der Weg bringt uns weiterhin in südlicher Richtung nach etwa 60 Meter auf die carrer del Romaní.

Nachdem wir der Straße in südöstlicher Richtung über etwa 240 Meter gefolgt sind, erreichen wir wieder die avinguda del Pinar. Der avinguda del Pinar in östlicher Richtung folgend gelangen wir nach etwa 620 Meter an den Ausgangspunkt unserer Wanderung: Hausnummer 105!