Die Opuntie

Die Opuntien (Opuntia) besetzen eine Gattung innerhalb der Familie der Kakteen. Sie treten, mit Ausnahme von Antarktika, auf allen Kontinenten in etwa einhundertneunzig Arten auf.

Ihre Heimat haben die Opuntien in Nord- und Südamerika, das sie vom südlichen Kanada bis zum nördlichen Argentinien besiedeln. Mit etwa einhundert Arten bildet Mexiko den Schwerpunkt der Verbreitung der Opuntien. Aus ihrer Heimat sind die Opuntien auch auf andere Erdteile verbracht worden, sodass sie heute auch auf Mallorca eingebürgert sind.

Die Opuntie wächst strauchig bis baumähnlich.

Sie bildet ellipsoide, zylindrische oder rhomboide Segmente. Diese Platykladien erreichen in der Regel eine Länge von etwa 2 bis 60 Zentimeter und eine Breite von etwa 1 bis 40 Zentimeter.

Opuntie – Santanyí – Cap de ses Salines – 2022

Die Platykladien sind nicht nur deutlich miteinander verbunden, sondern bilden auch weitreichenden Verzweigungen, die zu Wuchshöhen von etwa 10 Meter führen können. Ihre Oberfläche, die kahl oder beharrt sowie glatt oder höckrig sein kann, ist mit Areolen besetzt, die eine Länge von etwa 3 bis 8 Millimeter und eine Breite von etwa 1 bis 7 Millimeter haben. Die Areolen bilden nicht nur kleine Laubblätter aus, sie können vielmehr auch bis zu etwa 8 Zentimeter lange Dornen tragen.

Die Opuntie trägt ihre Blüten an den Rändern der Platykladien. Ihre in der Regel einzeln stehenden Blüten verfügen gewöhnlich über eine gelbe, selten über eine weiße Farbe.

Die Opuntie bildet auch ihre Früchte an den Rändern der Platykladien aus. Ihre in der Regel einzeln stehenden Früchte, die kugelig, ellipsoid oder zylindrisch ausgeprägt sein können, haben eine Länge von etwa 1 bis 12 Zentimeter sowie eine grüne, gelbe oder rote Farbe. Ihre Oberfläche, die glatt oder höckrig sein kann, kann auch mit bedornten Areolen versehen sein. Die Anzahl der in ihren Früchten enthaltenen Samen, die eine Länge von etwa 3 bis 10 Millimeter haben, ist in Abhängigkeit von der Art der Opuntie sehr unterschiedlich.

Die Ausbreitung der Opuntien geschieht nicht nur mittels generativer Vermehrung durch die Bildung von Früchten, die insbesondere von Säugetieren, Reptilien oder Vögeln weitergetragen werden. Sie erfolgt vielmehr auch mittels vegetativer Vermehrung durch die Abtrennung von Platykladien, die sodann eigene Wurzeln treiben, oder durch Rhizome, die um die Pflanze ein verzweigtes Sprossensystem bilden.

Bereits die im heutigen Peru ansässig gewesene Paracas-Kultur (900 bis 2000 v. Chr.) nutzte die von ihren Dornen befreiten Platykladien, in der Regel junge Triebe, als Nahrungsmittel, während sie die Früchte zu Säften verarbeitete. Schon ab dem 12. Jahrhundert bauten die im heutigen Mexiko beheimatet gewesenen Aztekten die von ihnen als „Nochtli“ bezeichneten Opuntien als Wirtspflanzen für Cochenilleschildläuse an, aus denen sie sodann den roten Farbstoff des Karmins gewannen. Nachdem der Konquistador Hernán Cortés de Monroy y Pizarro Altamirano (*1485 bis 1547) das Reich der Aztekten von 1519 bis 1521 dem (Ersten) Königreich Spanien unterworfen hatte, bewahrten die Eroberer das Geheimnis der Herstellung des Farbstoffs über viele Jahrzehnte, um das im damaligen Europa begehrte Karmin monopolistisch vermarkten zu können. Seit dem 19. Jahrhundert werden Opuntien im heutigen Mexiko auch als Futtermittel für Schafe und Ziegen angebaut, um deren Nahrungs- und Wasserbedarf zu decken.

Opuntie – Colònia de Sant Jordi – Carrer del Sol – 2022

Als invasive Neophyten verbreiteten sich die Opuntien auch in einigen Gebieten des Mittelmeerraums derartig stark, dass sie als Unkraut angesehen werden. Da sich die Opuntien auch vegetativ verbreiten, ist ihre Bekämpfung nicht allein mit Maßnahmen der Bodenbearbeitung möglich; zur biologischen Abwehr werden insbesondere Läuse, Käfer und Motten eingesetzt.