Piazza del Campidoglio

Die piazza del Campidoglio (Kapitolsplatz) (41.893328 N, 12.482926 O) ist der zentrale Platz auf dem Kapitol, dem kleinsten der sieben antiken Hügel Roms. Sie ist mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.

Piazza del Campidoglio – Palazzo Nuovo – 2013

Während der Antike (800 v. Chr. bis 600) befand sich am Ort der heutigen piazza del Campidoglio eine Senke, die als asylum bezeichnet wurde. Sie wurde durch die südliche Hügelkuppe des capitolium und die nördliche Hügelkuppe des arx gebildet.

Das capitolium war für die Römer die Grabstätte des etruskischen Königs Aulus (Olus) Vulcentanus, dessen Schädel auf dem capitolium gefunden worden sein soll. Der Name „capitolium“ könnte sich daher von dem Begriff „caput Oli (Schädel des Olus)“ ableiten. Das capitolium beherbergte den Tempel der Kapitolinischen Trias, nämlich des Gottes Jupiter (Göttervater), der Göttin Juno (Ehe / Geburt) und der Göttin Minerva (Gewerbe / Handwerk). Der Tempel bildete nicht nur das sakrale Zentrum des Römischen Reichs, vielmehr erlangte er auch politische Bedeutung. So wurde der Amtsantritt der römischen Konsuln am Tempel der Kapitolinischen Trias mit einem Opfer begangen. So wurden auch die Triumphzüge der römischen Legionen am capitolium beendet.

Nach dem Geschichtsschreiber Titus Livius (*59 v. Chr. bis 17) sollen die heiligen Gänse des Tempels der Juno eine nächtliche Einnahme des capitolium durch die Gallier vereitelt haben. Sie sollen die römischen Verteidiger bei der 387 v. Chr. stattgefundenen Auseinandersetzung durch ihr lautes Geschnatter aufgeweckt und auf die sich anschleichenden Angreifer aufmerksam gemacht haben, die durch die rechtzeitige Vorwarnung zurückgeschlagen worden sein sollen. Bis heute versinnbildlichen die kapitolinischen Gänse einen besonders aufmerksamen Warner.

Der arx (Zuflucht) beherbergte ursprünglich ein Bollwerk, das den Römern bei Gefahr als Schutzburg diente. Seit 343 v. Chr. stand der Tempel der Juno, die auch den Beinamen „Moneta“ (Mahnerin) führte, auf dem arx. Im Bereich des Heiligtums befand sich eine römische Münzstätte, von der sich bis heute die Bezeichnung „Moneten“ ableitet. Die Kultstätte beinhaltete auch das auguraculum, an dem die Auguren den aus dem Flug und Geschrei der Vögel abgelesenen Willen der Götter verkündeten. An der Stelle des Tempels der Juno wurde im 6. Jahrhundert die chiesa Santa Maria in Aracoeli erbaut; vermutlich befand sich das auguraculum genau an der Stelle der kirchlichen Apsis.

Die Senke zwischen dem capitolium und dem arx beherbergte das tabularium (Staatsarchiv), das an der Stelle des heutigen palazzo dei Senatori stand. Sein Name leitet sich von den auf Bronzetafeln, den tabulae, aufbewahrten Gesetzen, Edikten und Verträgen ab.

Die Senke und die Hügelkuppen konnten nur über das im Süden gelegene foro Romano betreten werden, auf das auch die Gebäude ausgerichtet waren.

Während des Spätmittelalters (1250 bis 1500) wurde die Senke aufgefüllt, um an der Stelle des heutigen palazzo dei Senatori eine Festung erbauen zu können. Da die damaligen Bauherren, die Adelsfamilie Corsi, das Gebäude nicht mehr auf das foro Romano ausrichten wollten, verlegten sie die Front und den Vorplatz der Festung auf die dem foro Romano abwandte Nordseite.

Während des Sacco di Roma (1527) durch deutsche Landsknechte ist Rom nicht nur geplündert worden, vielmehr ist die Stadt auch in großen Teilen zerstört worden. Beim Besuch des römisch-deutschen Kaisers Karl V (1530 bis 1556) schämte sich Papst Paulus III (1534 bis 1549) über den Zustand des Kapitols so sehr, dass er den Architekten Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni (*1475 bis 1564) mit der Überplanung des Platzes beauftragte.

Im Mittelpunkt der piazza del Campidoglio plante Michelangelo die Präsentation eines Reiterstandbildes des römischen Kaisers Marcus Aurelius (161 bis 180).

Piazza del Campidoglio – Kaiser Marcus Aurelius – 2013

Nachdem Marcus Aurelius einige Siege über die im heutigen Iran ansässig gewesenen Parther errungen hatte, ist die aus Bronze bestehende und ursprünglich mit Gold überzogene Statue um 165 entstanden. Die von dem unbekannten Künstler gewählte Darstellung des Marcus Aurelius spiegelt insgesamt seine kaiserliche Autorität wider. Er ist zwar mit einer Tunika bekleidet, doch ist diese in großen Teilen von einem Militärmantel verdeckt. Zum Zeichen seiner Macht und Würde hebt Marcus Aurelius zwar den rechten Arm, doch wirkt diese Grußgeste gleichwohl „von oben herab“.

Während der Antike gab es im Römischen Reich zwar zahlreiche Reiterskulpturen, doch wurden diese heidnischen Symbole im Mittelalter (600 bis 1500) regelmäßig eingeschmolzen, um den großen Bedarf an Metallen zu decken. Als einziges römisches Reiterstandbild ist die Statue des Marcus Aurelius allein deshalb erhalten geblieben, da sie für eine Abbildung des römischen Kaisers Constantinus I des Großen (306 bis 337) gehalten wurde, der als erster römischer Kaiser das Christentum anerkannte; erst 1447 wurde das Standbild als eine Darstellung des Marcus Aurelius erkannt.

Die Statue war seit dem 8. Jahrhundert vor dem Baptisterium des Laterano aufgestellt, bevor sie 1538 auf die piazza del Campidoglio verbracht wurde. Bei einem 1979 stattgefundenen Anschlag auf den palazzo dei Senatori wurde auch die Skulptur beschädigt, sodass sie einer Restaurierung bedurfte. Dabei wurde festgestellt, dass das Standbild auf Grund von Umwelteinflüssen einem starken Bronzefraß unterlag, der seinen besonderen Schutz erfordert. Während das Original der Statue des Marcus Aurelius nach seiner Restaurierung in einem überdachten Hof des palazzo dei Conservatori aufgestellt wurde, befindet sich auf der piazza del Campidoglio seit 1990 nur noch eine Nachbildung.

Piazza del Campidoglio – Cordonata – 2013

Als Zugang zur piazza del Campidoglio plante Michelangelo eine Rampe – die cordonata. Diese sollte ebenso wie das Standbild des Marcus Aurelius nach Norden, nämlich in die Richtung des Vatikans, weisen.

Die im Süden der piazza del Campidoglio gelegene Festung gestaltete Michelangelo zum palazzo dei Senatori um.

Im Osten und im Westen des palazzo dei Senatori sah Michelangelo den noch zu erbauenden palazzo Nuovo und den nur umzugestaltenden palazzo dei Conservatori vor, die zur optischen Vergrößerung der piazza del Campidoglio in einem Trapez zum palazzo dei Senatori stehen. Um die Symmetrie des um die Statue des Marcus Aurelius gelegenen Platzes zu verstärken, sollte der palazzo dei Senatori mit einer vorgelagerten Doppeltreppe versehen werden. Um das Standbild hervorzuheben sollte die piazza del Campidoglio zugleich mit einer Pflasterung versehen werden, die um die Statue des Marcus Aurelius einen in ein Oval gezwängten Stern darstellt.

Die von Michelangelo entwickelten Ideen wurden im Wesentlichen bereits im 16. und 17. Jahrhundert umgesetzt; Michelangelo selbst erlebte aber nur noch die Fertigstellung der cordonata. Die besondere Pflasterung der piazza del Campidoglio wurde erst 1940 ausgeführt.