Nachdem Reichsfürst Georg Albrecht von Ostfriesland (1708 bis 1734) die Ansiedlung zu Beginn des 18. Jahrhunderts gegründet hatte, ließ er schon 1729 in Carolinensiel einen Hafen anlegen. Der vor den Sturmfluten der Nordsee schützende Ankerplatz ließ den Ort schnell zu einem wichtigen Handelsplatz werden, wobei Carolinensiel seine Blütezeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte.
Die etwa 2,3 Kilometer lange Zufahrt zum Hafen verfügte nicht nur über ein tiefes Strombett, das auch schwere und tiefgehende Schiffe aufnehmen konnte. Mit der 1765 erbauten Friedrichsschleuse war der Ankerplatz auch der einzige Sielhafen in Ostfriesland, der der Nordsee nicht direkt ausgesetzt war.
Der Hafen war mit modernen Anlagen ausgestattet, die den Warenumschlag schnell und sicher bewirken konnten. Die in der Grafschaft Ostfriesland und der Herrschaft Jever herangezogenen Erzeugnisse der Landwirtschaft, insbesondere Getreide, Kartoffeln, Gemüse und Milchprodukte, wurden über den Hafen verschifft. Das zur Entwicklung der Region erforderliche Material wurde über den Hafen eingeführt, insbesondere Holz aus Norwegen sowie Mauersteine, Dachziegel und Torf von der Ems. Die aus den britischen Kolonien stammenden Verbrauchsgüter wurden ebenfalls über den Hafen angeliefert, insbesondere Tee.
Um 1860 wurden in Carolinensiel nicht nur zwei Werften und vier Brauereien betrieben. Um 1860 waren in dem Ort vielmehr auch fünfunddreißig Seeschiffe und vierundzwanzig Wattschiffe, insbesondere die für das Wattenmeer geeigneten Plattbodensegelschiffe, gemeldet sowie vierzig Kapitäne ansässig; die Schiffe wurden häufig mit drei bis sechs Besatzungsmitgliedern als Familienunternehmen geführt.
Nachdem Carolinensiel zum Beginn des 20. Jahrhunderts mit den Dampfschiffen und den Eisenbahnen nicht mehr konkurrieren konnte, wurde der Carolinensieler Hafen nicht weiter gepflegt, sodass er sich bis auf eine Entwässerungsrinne mit Schlick verfüllte. Allein der nördlich der Friedrichsschleuse gelegene Harlesieler Hafen, in dem die Fischkutter beheimatet waren, wurde von 1953 bis 1956 ausgebaut, da sich die Einwohner von Carolinensiel nunmehr auf den Fischfang konzentrierten. Mit dem Ausbau des Harlesieler Hafens wurde nicht nur die Friedrichsschleuse geschlossen, vielmehr wurde 1962 auch der Carolinensieler Hafen zugeschüttet.
Erst mit den ab 1978 aufgekommenen Bemühungen zur Einrichtung des Deutschen Sielhafenmuseums, das am 8. Juni 1984 eröffnet wurde, entwickelten sich auch die Bestrebungen zur Reaktivierung des Carolinensieler Hafen. Nachdem die finanziellen Mittel von etwa 1,8 Millionen DEM sichergestellt worden waren, wurde der Carolinensieler Hafen von 1986 bis 1987 wieder freigelegt und am 9. September 1987 als Museumshafen Carolinensiel (53.691213 N, 7.801833 O) wieder eröffnet. Auch die Friedrichsschleuse wurde wieder mit einer Klappbrücke versehen und am 11. August 1990 erneut in Betrieb genommen.

Der Museumshafen Carolinensiel ist traditionellen Schiffen vorbehalten, gleich ob Originale oder Repliken. Mit der WattenSail veranstaltet er am zweiten Wochenende im August ein internationales Treffen von Traditionsseglern, dessen Teilnehmer insbesondere aus Deutschland und den Niederlanden stammen.
Die im Museumshafen Carolinensiel vor Anker liegenden Boote stehen zumeist im Privateigentum.
Die in Deil ansässige Werft Kooijman & De Vries erbaute 1977 den Schokker DE BUTJENTER.

Der Bootstyp des Schokkers wurde im 19. Jahrhundert in den Niederlanden entwickelt, nämlich in der früheren Zuiderzee, von der nach umfangreichen Eindeichungen heute nur noch das Ijsselmeer erhalten ist. Er verfügt über ausschwenkbare Vorrichtungen zum Fischfang mit Schleppnetzen, die für das lediglich etwa 5 Meter tiefe Einsatzgebiet optimiert waren: Den Schokkerbaum! Die Bootsbezeichnung des Schokkers geht auf die ehemalige Insel Schokland zurück, die in der Zuiderzee lag.
Das Boot erreicht eine Länge von etwa 9,8 Meter und eine Breite von etwa 3,2 Meter. Es hat einen Tiefgang von etwa 65 Zentimeter.
Die Segelfläche umfasst etwa 47 Quadratmeter.
Die Zeeschouw DE ZWARTE PIET (DER SCHWARZE PETER) wurde 1976 in Arnheim gebaut.
Sie hat eine Länge von etwa 9,5 Meter und eine Breite von etwa 3,5 Meter. Sie hat bei einem Gewicht von etwa 10 Tonnen einen Tiefgang von etwa 85 Zentimeter.
Der Bootstyp der Zeeschouw geht auf die Fischerboote der niederländischen Binnengewässer zurück, die früher allerdings keinen geschlossenen Aufbau hatten.
Das Boot wurde 1995 von Susanne und Andreas Kühn sowie Marlies und Dieter Hüttemann erworben und 2009 aus den Niederlanden in den Museumshafen Carolinensiel überführt.
Der in Strohausen lebende Kaufmann Anton Günther Boyksen (*1850) ließ die Tjalk FORTUNA, die über einen stählernen Schiffskörper verfügt, von der in Vierverlaten ansässigen Werft J. & W. Mulder fertigen.
Das Boot ist etwa 18 Meter lang und etwa 5 Meter breit. Es hat einen Tiefgang von etwa 1 Meter.
Der Bootstyp der Tjalk geht auf die Frachtschiffe zurück, die die niederländischen Schiffer im Wattenmeer benutzten.
Nachdem das Boot in Dienst gestellt worden war, setzte Boyksen es von 1898 bis 1937 unter dem Namen „Anna Sophie“ zum Holz- und Möbeltransport zwischen Deutschland und Skandinavien ein. Der auf Spiekeroog lebende Kapitän Julius Ludwig Röben gab dem Boot den Namen „Fortuna“, nachdem er es 1937 zur Kabel- und Tonnenverlegung erworben hatte. Einem Inspektor der Deutschen Reichspost, die Röben mit der Verlegung von Telefonkabeln beauftragt hatte, hatte der ursprüngliche Name nicht gefallen. Nachdem Röben von der Energieversorgung Weser-Ems auch mit der Verlegung von Stromkabeln betraut worden war, erschloss er mit dem Boot die Stromversorgung der Ostfriesischen Inseln. Der Kapitän Hermann Röben, der Sohn Julius Ludwig Röbens, führte das Boot ab 1964, bevor er es 1978/81 an Martin Gutsche verkaufte.
Das Segelboot wurde 1981 zunächst zu einem Motorsegler umgebaut, indem es unter Verkürzung des Mastes mit einem Motor ausgestattet wurde. Es wurde am Ende der 1990er Jahre aber wieder zu einem Segelschiff mit einer Segelfläche von etwa 100 Quadratmeter zurückgebaut, dessen Rigg nunmehr aber eher einem Ewer als einer Tjalk ähnelt.
Der Schokker GB 2 wurde 1981 im Auftrag des aus Putten stammenden Gerrit Breuklander in der Werft Smits Jachtbouw in Makkum gefertigt. Dem Boot, das Breuklanders zweites Boot war, gab er seine Initialen und seine fortlaufende Nummer als Namen: GB 2!
Das Boot verfügt über eine Länge von etwa 11 Meter und eine Breite von etwa 3,6 Meter. Sein Tiefgang beläuft sich auf etwa 60 Zentimeter.
Der Riss des stählernen Bootskörpers wurde von dem Schiffsbauer J. K. Gipon entworfen. Er besteht aus einer etwa 2,5 Zentimeter dicken Bodenplatte, auf die die etwa 5 Millimeter starken Seitenwände aufgesetzt sind; die Aufbauwände sind etwa 4 Millimeter dick.
Das Boot liegt seit 2016 im Museumshafen Carolinensiel.
Der in Neuharlingersiel tätige Fischer Georg Peters ließ den Kutter GEBRÜDER AZ:5 in der in Leer ansässigen Werft Schlömer bauen, die ihn 1929 zu einem Preis von etwa 13.000 Mk auslieferte.
Das Boot erreicht eine Länge von etwa 15 Meter und eine Breite von etwa 4,9 Meter. Es hat einen Tiefgang von etwa 1,6 Meter.
Das Boot, das Peters insbesondere zum Fang von Seezungen und Garnelen nutzte, ist nicht nur mit einem Groß- und einem Besanmast ausgestattet, die eine Segelfläche von etwa 72 Quadratmeter ermöglichen. Es verfügte vielmehr auch über einen Glühkopfmotor mit einer Leistung von etwa 15 Kilowatt, der ihm eine Fahrt auch bei geringem Wind ermöglicht.

Der Bootstyp des Kutters entspricht der Bauart, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts an der ostfriesischen Küste entwickelt worden war. Seine Konstruktion, die schärfer geschnitten und mit einem Kiel versehen ist, löste den seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts auf Helgoland entwickelten Bootstyp der Schaluppe ab.
Nach seinen vier Söhnen (Sander, Alwin, Hinnerk und Theo) gab Peters dem Boot zunächst den Namen „4 Gebrüder“. Nachdem er seinen fünften Sohn (Georg) bekommen hatte, änderte Peters den Namen unter Hinzusetzung der Kennnummern des Regierungsbezirks Aurich (A) und der Gemeinde Neuharlingersiel (Z): Gebrüder AZ:5!
Ursprünglich verfügte das Boot über eine Bünn, d. h. einen vom Meerwasser durchfluteten Raum zum lebendigen Transport des Fangs. Auf eine 1939 ergangene Behördenanordnung wurde die Bünn sodann durch einen isolierten Kühlraum ersetzt.
Nachdem das Boot im Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945) zunächst für Zwecke der deutschen Kriegsmarine requiriert worden war, wurde es nach dem Zweiten Weltkrieg weiter zum Räumen von Seeminen eingesetzt. Erst 1958 gelangte das Boot an den Fischer Theo Peters zurück, der es fortan wieder für die Fischerei einsetzte.
Der Glühkopfmotor wurde 1980 durch einen 6-Zylinder-Motor mit einem Hubraum von etwa 14 Liter und einer Leistung von etwa 140 Kilowatt ersetzt.
Am 13. Dezember 1993 stellte Peters das Boot außer Dienst.
Nachdem es 1995 vom Deutschen Sielhafenmuseum in Carolinensiel erworben worden war, wurde das Boot zunächst für die Besucher sichtbar in einer „Gläsernen Werft“ restauriert. Sodann wurde es im Winter 2017/18 in der in Ditzum tätigen Werft H. Bültjer vollständig überholt, insbesondere wurden neben der Sanierung der Planken auch das Führerhaus und der Besanmast erneuert; die Maßnahmen erforderten einen finanziellen Aufwand von etwa 100.000 EUR. Heute wird das Boot von der Carolinensieler Schiffergilde betrieben. Im Sommer bietet sie Rundfahrten auf dem Wattenmeer an, bei denen die Tierwelt und die Gezeiten der Naturlandschaft erlebt werden können.
Der Kutter GEBRÜDER AZ:5 ist an der ostfriesischen Küste das letzte für die Fischerei erbaute und noch erhaltene Boot, das als Segelboot mit Hilfsmotor gefertigt wurde.
Die in Faversham ansässige Werft Paul Winch erbaute von 1985 bis 1991 die Halfsize Sailing Barge GLORIANA OF FAVERSHAM.

Das Boot erreicht eine Länge von etwa 13 Meter, über alles eine Länge von etwa 19 Meter, und eine Breite von etwa 4,2 Meter. Es hat bei einem Gewicht von etwa 27 Tonnen einen Tiefgang von etwa 95 Zentimeter.
Die Segelfläche umfasst etwa 200 Quadratmeter. Der Dieselmotor des Typs Perkins 6.3544 leistet etwa 99 Kilowatt.
Der aus Stahl gefertigte Rumpf ist äußerst robust. Seine Hülle ist etwa 6 Millimeter dick und im Bodenbereich mit einer etwa 12 Millimeter starken Kielplatte verstärkt. Der Bootskörper ist in vier Schotten unterteilt, nämlich das vordere Kollisionsschott, die beiden mittleren Maschinenraumschotten und das hintere Kollisionsschott.
Bereits die Verkleidung der Innenräume mit Pitchpine und Mahagoni lassen das Ambiente als „very british“ erscheinen. Die mit Chesterfield-Postern versehenen Sitzmöbel und die in Messing ausgeführten Beschläge verstärken den „britischen“ Eindruck noch weiter.
Der Salon verfügt über einen Kaminofen.
Die Halfsize Sailing Barge geht auf die in Großbritannien gebauten Sailing Barges zurück, die in der Zeit der segelnden Frachtfahrt sowohl das Meer als auch das Wattenmeer als auch die Flüsse befahren konnten. Während die Sailing Barges, die regelmäßig bis zu etwa 100 Tonnen Fracht aufnehmen konnten, eine Länge von etwa 23 Meter erreichten, sind die Halfsize Sailing Barges ein maßstäblich verkleinertes Abbild der Sailing Barges.
Die Staverse Jol GRIETJE stammt aus 1978. Sie wurde in Deil in der Werft Kooijman & De Vries gebaut.

Das Boot ist etwa 8 Meter lang, über alles etwa 9 Meter lang. Es ist etwa 3,2 Meter breit.
Das Boot hat einen Tiefgang von etwa 90 Zentimeter.
Seine Segelfläche umfasst etwa 40 Quadratmeter. Sein Dieselmotor des Fabrikats Farymann erbringt eine Leistung von etwa 15 Kilowatt.
Die in Itzehoe liegende Werft Johann Heinrich Fack erbaute 1899 den Ewer HANS VON WILSTER.
Er hat eine Länge von etwa 17 Meter, über alles eine Länge von etwa 24 Meter.
Das Boot wurde 1960 von dem Schiffer Bernhard Diedrichsen erworben, der es bis 1979 als Frachtschiff in den nordfriesischen Küstengewässern einsetzte. Nachdem das Boot außer Dienst gestellt worden war, fiel es an verschiedene Eigner, bevor es an den Verein Jugendschiff Carolinensiel gelangte.
Die Tjalk HOOP OP ZEGEN (HOFFNUNG AUF SEGEN) wurde 1912 gefertigt.

Die Tjalk KRAMPUTZ wurde wahrscheinlich 1925 in den Niederlanden gebaut. Sie wird in Vermessungsunterlagen, die in Amsterdam erhoben wurden, erstmals 1926 unter dem Namen „De Zeeuw“ erwähnt.
Das Boot ist über alles etwa 13 Meter lang. Es ist etwa 3,9 Meter breit.
Es hat bei einem Gewicht von etwa 20 Tonnen einen Tiefgang von etwa 80 Zentimeter.
Da der Aufbau des Bootes genietet ist, diente es wahrscheinlich nicht als Frachtboot. Es wird wahrscheinlich als Passagierboot zwischen den ostfriesischen Inseln eingesetzt worden sein.
Die MEERMAID (MEERJUNGFRAU), die über einen stählernen Rumpf verfügt, wurde 1931 an der Ostsee gebaut. Ihre Prüfplakette mit der Nummer 1330 weist auf dieses Baujahr und diesen Bauort hin.

Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945), auf den die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken umfangreiche Reparationsleistungen gegenüber dem ehemaligen Großdeutschen Reich geltend gemacht hatte, wurde das Boot nach Murmansk verbracht. Erst 1986 kaufte die Firma Jade Stahl aus Wilhelmshaven insgesamt vierundzwanzig Boote zurück, darunter auch die MEERMAID. Obwohl die Boote zur Stahlgewinnung eigentlich verschrottet werden sollten, gelangten scheinbar vier Boote in den Verkauf, sodass die MEERMAID schließlich auf einem Baggersee eingesetzt wurde. Nachdem das Boot „wiederentdeckt“ worden war, wurde es von 2002 bis 2004 vollständig restauriert und nach seinem ursprünglichen Aussehen wieder hergestellt.
Von 1978 bis 1980 fertigte die in Heenvliet ansässige Werft J. F. A. Lübbers die Zeeschouw MORGANA (DIE AUF DER SEE GEBORENE).

Das Boot erreicht eine Länge von etwa 9,9 Meter und eine Breite von etwa 3,8 Meter. Es hat einen Tiefgang von etwa 80 Zentimeter.
Die Segelfläche umfasst etwa 48 Quadratmeter. Der 2017 eingebaute 4-Zylinder-Dieselmotor, der für die Firma Volvo Penta von der Firma Perkins gefertigt wurde, erreicht eine Leistung von etwa 29 Kilowatt.
Die Schouw SCHIPPERTJE stammt aus der Werft Beach Craft Holland in Arkel. Sie wurde 1976 in Nutzung genommen.
Das Boot ist etwa 9,5 Meter lang und etwa 3,5 Meter breit. Es hat einen Tiefgang von etwa 65 Zentimeter.
Die Segelfläche macht etwa 45 Quadratmeter aus. Der Motor des Typs Daimler Benz OM 615 leistet etwa 44 Kilowatt.
Die in Akkrum beheimatete Werft Jachtbouw Jan de Witt erbaute 1979 die Zeeschouw WATTVOGEL.

Während das Boot eine Länge von etwa 8,5 Meter erreicht, hat es eine Breite von etwa 3,3 Meter. Sein Tiefgang ergibt sich mit etwa 70 Zentimeter.
Die Segelfläche umfasst etwa 36 Quadratmeter. Der Motor des Fabrikats Bukh DV 20 ME hat eine Leistung von etwa 15 Kilowatt.
Die Zeeschouw WEJOOLDA wurde 1964 erbaut.
