Von der Landstraße MA-4042, die Artá und Canyamel miteinander verbindet, geht bei etwa Kilometer 7,25 ein nach Norden verlaufender Weg ab. Entlang der westlichen Seite des Golfplatzes des Canyamel Golf führt der Weg nach etwa 480 Meter zum poblat talaiòtic de s’Heretat (Talayotisches Dorf des Erblandes) (39.678058, 3.431708).
Die Siedlung ist an der Grenze des Talayotikums I (1300 bis 1000 v. Chr.) und des Talayotikums II (1000 bis 800 v. Chr.) entstanden. Die Errichtung des Talayots und der Umfassungsmauer werden auf die Zeit um 1000 v. Chr. zurückgeführt. Die Niederlassung lässt unterschiedliche Bautechniken erkennen, was auf mehrfache Umbauten und Erweiterungen in den nachfolgenden Jahrhunderten hindeutet. Die Siedlung, in der sowohl phönizische als auch römische Keramiken geborgen wurden, wurde bis in die Römische Zeit (123 v. Chr. bis 465) genutzt.

Die Ruinen sind am sanft ansteigenden Südhang des puig de sa Tortuga gelegen, der sich aus der fruchtbaren Ebene des torrent de Canyamel erhebt. Sie liegen auf einer Höhe von etwa 70 Meter, während der Berg als südlicher Teil der serra Mitjana eine Höhe von etwa 191 Meter hat.
Die Anlage erreicht in der West-Ost-Ausdehnung eine maximale Länge von etwa 110 Meter, während sie in der Nord-Süd-Ausdehnung eine maximale Länge von etwa 65 Meter hat. Die Fragmente der Bauwerke bedecken eine Fläche von etwa 4800 Quadratmeter, deren Nierenform sich von Westen nach Osten verjüngt.

Die Umfassungsmauer, deren Zyklopenmauerwerk nur noch zum Teil vorhanden ist, umspannte mit einer Länge von etwa 300 Meter die gesamte Wohn- und Wirtschaftsstätte. Sie diente nicht nur dem Schutz der Einwohner, sondern wurde in die Nutzung einbezogen, indem sie im östlichen Bereich der Anlage in mehrere Bauwerke integriert wurde. Die Umfassungsmauer war wahrscheinlich von drei Durchgängen durchbrochen, wobei zumindest ein Zugang durch die Südseite der Einfriedigung führte.
Der Talayot liegt im westlichen Bereich der Siedlung.

Er hat die Form eines Kreises, der einen Durchmesser von etwa 9,8 Meter erreicht. Während zwei parallel verlaufende Zyklopenmauerwerke die Begrenzung der etwa 2,6 Meter breiten Umfassung bilden, ist der Raum zwischen den Zyklopenmauerwerken mit Erd- und Steingeröll verfüllt. Allein der im Südosten liegende Zugang, der durch den Einbau eines Öffnungssturzes geschaffen worden ist, durchbricht die Bauwerksmauer, die an ihrer höchsten Stelle eine Höhe von etwa 4,1 Meter erreicht. Er führt durch einen Gang, der nur eine Breite von etwa 1 Meter und eine Höhe von etwa 1,5 Meter hat; nach einer Strecke von etwa 6 Meter endet der Gang vor eingestürzten Zyklopensteinen!

Die nördlich und westlich an den Talayot angrenzenden Mauerreste stammen zwar nicht aus dem Talayotikum. Sie wurden erst während der Neuzeit (ab 1500) von Bauern geschaffen, die ihr Vieh darin unterbrachten. Die südöstlich des Talayots liegenden Grundmauern wurden aber bereits während des Talayotikums errichtet, um dort die Unterhaltung von Stallungen zu ermöglichen.

Die Strukturen innerhalb der Anlage sind von quadratischen und rechteckigen Formen geprägt. Im mittleren Bereich der Siedlung finden sich aber auch die Reste von zwei Bauwerken, die über einen halbrunden Abschluss verfügen.
Etwa 30 Meter südlich der Einfriedigung sind drei Zisternen gelegen, um die Wasserversorgung der Siedlung zu sichern. Die Wasserreservoirs, die in späteren Zeiten als Holzkohlenmeiler verwandt wurden, sind in den Untergrund gegraben und mit einer Steinplatte abgedeckt.
Die Siedlung ist in der mallorquinischen Bevölkerung als jaciment (Fundstätte) des Claper des Gegants (Steinhaufen der Riesen) bekannt.
Der österreichische Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich-Toskana (*1847 bis 1915) machte in seinem 1897 herausgegebenen Buch „Die Balearen – Zweiter Band“ zum talaiot (Talayot) de s’Heretat eine Anmerkung (Seite 142): „In S’Heretat und auf kleinen Hügeln gegen das Meer hin sind ähnliche kleine Talayots.“. Der Prähistoriker Émile Cartailhac (*1845 bis 1921) veröffentlichte in seinem 1892 verlegten Buch „Monuments primitifs des îles Baléares (Primitive Bauwerke der Balearischen Inseln)“ sogar eine Fotografie des talaiot de s’Heretat, die er mit einer Bildunterschrift versah (Planche 34): „Parois intérieures d’un petit talayoten ruine – SON HEREDAD, près la TOUR DE CANAMEL ARTA [Mayorque] (Innenwände einer kleinen talayotischen Ruine – s’Heretat, in der Nähe des torre de Canyamel Artà [Mallorca])“. Der Archäologe Josep Mascaró i Pasarius (*1923 bis 1996) erstellte für sein 1962 erschienenes Buch „Tipología de los monumentos megalíticos de Mallorca (Typologie der megalithischen Bauwerke Mallorcas)“ einen Lageplan des poblat talaiòtic de s’Heretat.
Die Siedlung wurde von 1996 bis 1998 nicht nur von dem Archäologen Lourdes Mazaira i Cabana-Verdes in mehreren Grabungskampagnen erforscht, sondern auch von der Vegetation befreit. Während der Untersuchungen veranlasste Mazaira auch die Restaurierung des einsturzgefährdeten Talayots sowie die Anlage eines Rundwegs zur Besichtigung der Niederlassung. Über die Jahrzehnte ist die Pflanzenwelt aber in die Anlage zurückgekehrt, sodass sie heute wieder von Diss, Olivenbäumen und Zwergpalmen besiedelt ist.
Der talaiot de s’Heretat ist im spanischen Registro General de Bienes de Interés Cultural (Allgemeinen Register der Güter von kulturellem Interesse) unter der Kodierung (R.I.) – 51 – 0001975 – 00000 erfasst. Er wurde am 10. September 1966 zum Bé d’Interès Cultural (Gut von kulturellem Interesse) erhoben.