3. Oktober 1531 – Die Plünderung Santanyís

Das Osmanische Reich, das die Araber bis ins 8. Jahrhundert südlich des Mittelmeers vom heutigen Spanien bis zum heutigen Iran errichtet hatten, verfiel im 16. Jahrhundert in einen wirtschaftlichen Niedergang, der auch zu einem Einflussrückgang im heutigen Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen führte. Entlang der nordafrikanischen Küste entwickelten sich mit dem Sultanat Marokko, der Regentschaft Algier, der Regentschaft Tunis und der Regentschaft Tripolis unabhängig handelnde Provinzen des Osmanischen Reichs, die sich immer stärker der staatlich geförderten und betriebenen Piraterie zuwandten. Die als Barbareskenstaaten bezeichneten Machtgebilde stellten große Schiffsverbände auf, die das Mittelmeer, und damit auch die Balearischen Inseln, bis ins 19. Jahrhundert durch Kaperei, Plünderei und Menschenraub in Angst und Schrecken versetzten.

Unter dem Oberkommando des Admirals Sinan Reis des Juden (bis 1546), der in der osmanischen Flotte des Großadmirals Ḫair ad-Dīn gen. Barbarossa (*um 1478 bis 1546) diente, wandten sich 1531 insgesamt zwei Galeeren und vier Fustas gegen Mallorca, auf denen sich etwa zweihundert Kämpfer befanden. Im August 1531 führten die Seeräuber zunächst einen Angriff gegen Pollença, der von den pollencins und pollencines jedoch erfolgreich zurückgeschlagen wurde. Nachdem sie etwa zwanzig Tote und etwa zwei Gefangene hatten hinnehmen müssen, zogen sich die Barbaresken wieder in die Bucht des heutigen Cala Sant Vicenç zurück, in der sie an Land gegangen waren. Auf den missglückten Raubzug segelten die Piraten sodann nach Santanyí, an dessen Küste sie am 3. Oktober 1531 anlandeten.

Der genaue Ort des Landgangs ist zwar nicht bekannt. Er war aber von einem abtrünnigen Mallorquiner, der die Örtlichkeiten kannte, verraten worden.

Der Überfall der Barbaresken überraschte die santanyiners und santanyineres vollkommen. Weder konnten sie eine Gegenwehr organisieren noch ihre Nachbarn warnen. Die Seeräuber drangen nahezu ohne jeden Widerstand in die Stadt ein, in der sie eine große Anzahl von Häusern niederbrannten und aus der sie zweiundfünfzig santanyiners und santanyineres verschleppten.

Nach der Plünderung setzte sich der Schiffsverband zunächst zur illa de sa Dragonera und sodann nach Sardinien ab. Er wird in den bislang aufgefundenen Aufzeichnungen nicht für weitere Angriffe auf mallorquinische Ansiedlungen verantwortlich gemacht.