Das Osmanische Reich, das die Araber bis ins 8. Jahrhundert südlich des Mittelmeers vom heutigen Spanien bis zum heutigen Iran errichtet hatten, verfiel im 16. Jahrhundert in einen wirtschaftlichen Niedergang, der auch zu einem Einflussrückgang im heutigen Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen führte. Entlang der nordafrikanischen Küste entwickelten sich mit dem Sultanat Marokko, der Regentschaft Algier, der Regentschaft Tunis und der Regentschaft Tripolis unabhängig handelnde Provinzen des Osmanischen Reichs, die sich immer stärker der staatlich geförderten und betriebenen Piraterie zuwandten. Die als Barbareskenstaaten bezeichneten Machtgebilde stellten große Schiffsverbände auf, die das Mittelmeer, und damit auch die Balearischen Inseln, bis ins 19. Jahrhundert durch Kaperei, Plünderei und Menschenraub in Angst und Schrecken versetzten.
Die Seeräuber wandten sich auch gegen Santanyí, das insbesondere 1531 und 1546 überfallen wurde. Obwohl in der Stadt bereits nach der ersten Plünderung der nachdrückliche Ruf nach einer schützenden Stadtmauer laut wurde, wurden die Erlaubnis und die Mittel zur Errichtung einer Befestigung erst nach dem zweiten Angriff gegeben.
Die Stadtmauer umgab die gesamte Ansiedlung.
Sie verlief von der porta de sa Murada in östlicher Richtung über eine Länge von etwa 130 Meter entlang der heutigen carrer del Roser, an deren Ende sie an der església parroquial (Pfarrkirche) de Sant Andreu vorbeiführte. Vor der església parroquial de Sant Andreu wandte sie sich über eine Länge von etwa 100 Meter entlang der heutigen carrer de Sant Andreu nach Süden. An der heutigen carrer de la Pau schwenkte sie in südwestliche Richtung, um die heutige carrer de la Pau über eine Länge von etwa 150 Meter bis zur heutigen carrer del Rafalet zu begleiten. Über eine Länge von etwa 140 Meter richtete sie sich entlang der heutigen carrer del Rafalet nach Nordwesten, um dort an der heutigen carrer del Bisbe Verger in nordöstliche Richtung zu schwenken. Entlang der heutigen carrer del Bisbe Verger schloss sie nach etwa 120 Meter wieder an die porta de sa Murada an.
Das Bollwerk verfügte über mehrere Türme.
Es ist heute nahezu vollständig geschliffen.
Das Pfarrhaus der parròquia (Pfarrgemeinde) de Sant Andreu lässt zwar noch einige Bruchstücke der Befestigung erkennen. Auch sind in der heutigen carrer de la Pau noch einige Überreste der Feste vorhanden. Die porta de sa Murada ist jedoch das beeindruckendste Zeugnis, das bis heute von der Stadtmauer erhalten ist.
Die porta de sa Murada (Tür der Stadtmauer) (39.354804 N, 3.127817 O) liegt in Santanyí an der südöstlichen Seite des placeta de la Porta Murada. Sie eröffnet den Zugang zur heutigen carrer del Centre, deren östlicher Abzweig auf den plaça Major führt.
Das Bauwerk hat eine quadratische Grundfläche mit einer Seitenlänge von etwa 6 Meter. Es erreicht eine Höhe von etwa 6,5 Meter.
Die Durchgänge, die über einen Rundbogen verfügen, eröffnen den Zugang zu einem kleinen Innenraum. Seine östliche Seite ist mit einem Wandgemälde geschmückt, das der Heiligen Muttergottes Maria gewidmet ist und von Haltern zum Aufstellen von Kerzen begleitet wird. Eine steinerne Bank, die aus Marès des pedrera (Steinbruch) de Santanyí gefertigt worden ist, lädt zum Verweilen ein. Seine westliche Seite eröffnet den Zugang zu einem Gefängnis, das bis heute mit einer schweren Holztür und massiven Gittern ausgestattet ist. Während das Gefängnis früher für verhaftete Straftäter und überwältigte Piraten genutzt wurde, wurden in ihm noch bis 1980 auch Kriminelle vorübergehend festgesetzt.