Ein Gesamtkunstwerk: Der place Masséna

Nachdem die Grafschaft Nizza im 1814 geschlossenen Frieden von Paris, der den Sechsten Koalitionskrieg (1812 bis 1814) insbesondere zwischen dem (Ersten) Französischen Kaiserreich und dem Kaiserreich Russland beendete hatte, an die Markgrafschaft Piemont und damit an das Königreich Sardinien gefallen war, entwarf Nizza einen Plan zur zukünftigen Stadtentwicklung. Die Bebauung sollte von der vieux Nice, der Altstadt von Nizza, nach Westen über den Paillon geführt werden, um die Stadt auf beiden Seiten des Flusses anzusiedeln. Nach umfangreichen Planungen, die insbesondere von dem Architekten Jean-Antoine Scoffier und dem Vermessungsingenieur Louis Trabaud seit 1825 vorangetrieben worden waren, wurde 1832 mit Unterstützung des sardischen Königs Carlo Alberto I (1831 bis 1849) im Consiglio d’Ornato, dem Ausschuss für Stadtentwicklung, ein Beschluss über die Gestaltung der Fläche gefasst, auf der sich der heutige place Masséna (43.697268 N, 7.270125 O) erstreckt.

Am östlichen Ufer des Paillon wurde 1836 zunächst der ehemalige place Charles Albert erbaut, der im heutigen place Masséna aufgegangen ist. Der bogenförmige Platz, der einen Radius von etwa 50 Meter hat, hat seinen Mittelpunkt an der ehemaligen pont Neuf, die über den Paillon geschlagen worden war. Nach Süden gehen vom ehemaligen place Charles Albert drei Straßen ab, die gleichförmige Sonnenstrahlen symbolisieren; Die ehemalige rue Sainte Clotilde ist die heutige rue Desboutins. Die ehemalige rue Charles Albert wird heute als rue de l’Opéra bezeichnet. Die ehemalige rue du Pont Neuf ist die heutige rue Alexandre Mari.

Am westlichen Ufer des Paillon wurde 1852 sodann der ehemalige place du Faubourg erstellt, der ebenfalls im heutigen place Masséna aufgegangen ist. Der quadratische Platz war im Westen, Norden und Osten von Bürgerhäusern umsäumt, während er sich nach Süden öffnete und trotz der Trennung durch den Paillon optisch eine Einheit mit dem place Charles Albert bildete.

Mit der Abdeckung des Paillon wurde 1866 bis 1868 schließlich der heutige place Masséna geschaffen.

Place Masséna – Östliche Ansicht – 2015

Die bogenförmige Fläche im Süden wird durch die Flussabdeckung an den quadratischen Platz im Norden angeschlossen. Während sich im Westen der Verbindungsfläche die Parkanlage des jardin Albert 1er erstreckt, verläuft im Osten der Verbindungsfläche die Parkanlage des espace Jaques Médecin.

Nach Süden wird der bogenförmige Teil des Platzes im Wesentlichen von vier Bürgerhäusern abgeschlossen. Während die beiden äußeren Gebäude der Fläche nur eine schmale Gebäudeseite zuwenden, zeigen sich die beiden inneren Bauwerke mit einer breiten Fassade.

Auf dem bogenförmigen Teil des Platzes steht seit 1956 der fontaine du Soleil. Er wird durch die etwa 7 Meter hohe und schneeweiße Statue des römischen Gotts Apollo (Licht) geprägt, der sein einziges Kleidungsstück, nämlich ein Tuch, aus der rechten Hand nur zu Boden hängen lässt. Das Standbild war in den 1970er Jahren zunächst in den parc des Sports d l’Ouest, das heutige stade Charles Ehrmann, verbracht worden, bevor es 2011 wieder in den fontaine du Soleil zurückkehrte. Der Volksmund erzählt, dass die Skulptur vom place Masséna entfernt worden sei, weil ihre Nacktheit eine Belästigung der Passanten hervorgerufen habe. Um das Standbild gesellen sich fünf Figurengruppen aus Bronze, die jeweils ein Pferd und einen Menschen zeigen. Die von dem Bildhauer Alfred Janniot (*1889 bis 1969) geschaffenen Ensemble sind Sinnbilder aus der römischen Mythologie: Mercurius, Venus, Terra, Mārs und Saturnus.

Place Masséna – Fontaine du Soleil – 2015

Nach Norden wird der quadratische Teil der Fläche von zwei Bürgerhäusern begrenzt, zwischen denen die avenue Jean Médecin verläuft. Die 4-geschossigen Gebäude erstrecken sich links- und rechtsseitig weit über die Grenzen des Platzes hinaus. Im rechten Winkel zu den nördlichen Bauwerken wird der quadratische Teil des Platzes nach Westen und Osten ebenfalls von jeweils einem Bürgerhaus umsäumt. Die 3-geschossigen Gebäude erstrecken sich bis an die durch die Flussabdeckung geschaffene Verbindungsfläche. Die an die quadratische Fläche grenzenden Bürgerhäuser verfügen über Arkadengänge, die dem gesamten Platz eine erhabene Ansicht verleihen.

Sowohl auf der Flussabdeckung als auch auf dem quadratischen Teil des place Masséna erheben sich seit 2007 sieben Stangen, die eine Höhe von etwa 10 Meter erreichen. Auf ihnen ruhen von dem Bildhauer Jaume Plensa (*1955) gefertigte Statuen aus Harz, die hockende oder sitzende Männer ohne jede Bekleidung darstellen. Mit dem Einbruch der Dunkelheit beginnen die Standbilder nicht nur aus ihrem Inneren zu leuchten, vielmehr glühen sie in Abhängigkeit von der Zeit auch in unterschiedlichen Farben.

Place Masséna – Sitzender Mann – 2015